Tag 9: Samstag 14.03.2020 – Laich überall Laich…
Nach den regenreichen Tagen der vergangenen zwei Wochen und dem damit einhergehenden erhöhten Amphibienaufkommen, sind viele Gewässer im Stadtgebiet aktuell voll mit Laich. Vor allem der über große Flächen verteilte Laich der Grasfrösche, der von den Weibchen als Ballen abgelaicht wurde, ist an der Wasseroberfläche an vielen Stellen flächendeckend zu erkennen. Der Amphibienlaich hat eine gallertartige Konsistenz, vergleichbar der Konsistenz von Wackelpudding oder einer Qualle. Bei näherer Inspektion lässt sich erkennen, dass die meisten Eier einen schwarzen Kern haben, einige aber auch kernlos sind. Die schwarzen Punkte sind die Larven, bei den kernlosen Eiern handelt es sich um unbefruchtete Eier.

Durch den Kontakt mit Wasser quellen die Eier nach dem Ablaichen auf und erreichen ihr Endvolumen, wobei die aufquellende Gallerthülle den kiemenatmenden Larven in der Anfangsphase ihrer Entwicklung als isolierte Kinderstube dient. Bei den Grasfröschen besteht ein Laichballen aus 700 bis 3000 Eiern. Die Anzahl der Laichballen im Teich indiziert indirekt die Anzahl an Grasfroschpärchen in diesem Teich, da jedes Weibchen nur einen Laichballen pro Saison ablaicht. Die langen Laichschnüre der Erdkröten, die in der Regel zwischen den Stängeln der Wasserpflanzen gespannt sind, lassen sich aufgrund des aktuell hohen Wasserstandes dahingegen nur nach intensiver Suche erahnen.

Im Gegensatz zu den Erdkröten, die ihre Eier unterhalb der Wasseroberfläche befestigt, legt der Grasfrosch seine Eier bevorzugt in flache Bereiche eines Gewässers, da sich diese stärker erwärmen und die Entwicklungsgeschwindigkeit von der Wassertemperatur beeinflusst wird. Allerdings birgt diese Taktik auch Gefahren, nimmt der Wasserspiegel ab, liegt der Laich im Trockenen und stirbt ab. Und genau dies war an einer Stelle am Teich des Eickeler Parks passiert. In den letzten zwei Wochen gab es Tage mit einem Niederschlagvolumen von über 30 Litern pro Quadratmeter, die den Wasserstand im Teich über den Normalfüllstand hinaus anwachsen ließen. Nachdem sich die Regenmengen in den letzten Tagen wieder normalisiert haben, hat der Wasserstand auch aufgrund des anziehenden Vegetationsschubs deutlich abgenommen, was dazu geführt hatte, dass ein kleiner Teil des Laichs trocken lag.

Man kann sicherlich verschiedener Meinung sein, inwieweit es bei der Masse an Abertausenden von Laicheiern zwingend erforderlich ist, dass auch geringe Mengen von Laich gerettet werden müssen, indem sie zurück ins Wasser geworfen werden, falls diese im Trockenen liegen. Wenn ich ehrlich bin, dann nehme ich diesen Umstand als evolutionsgewolltes und naturgegebenes Schicksal hin. Denn genau aus diesem Grund produzieren Amphibien übermäßig viel Laich, weil sowieso nicht jedes Ei befruchtet wird und sich auch nicht jedes befruchtete Ei zu einer Kaulquappe weiterbildet. Das ist eben die evolutionäre Strategie der Amphibien im Gegensatz zu die der Säugetiere. Hier zählt Masse statt Klasse.

Didi sieht das Ganze natürlich etwas anders. Was Kröten betrifft, kennt er keine Kompromisse. Didi ist Kategorie Hardcore Amphibienschützer. Während ich eher rational-sachlich an die Sache herangehe und Lösungen mit langfristiger Wirkung versuche zu finden, betreibt Didi den Amphibienschutz fast schon zwanghaft-spleenig. Und das zeigt sich auch an dieser Situation mehr als deutlich. Während ich den Laich eher Widerwillens mit dem Fuß zurück ins Wasser schiebe und mit dem Resultat mehr als zufrieden bin. Guckt sich Didi kurz darauf die Situation nochmal an, zieht sich die Handschuhe aus und befördert nahezu jedes einzelne Amphibienei akribisch in den Teichbereich mit tieferem Wasser.
Mir ist natürlich auch bewusst, dass die Austrocknungsgefahr nicht die alleinige Gefahrenquelle darstellt, die der Laich auf seiner langen und beschwerlichen Metamorphose bis zum Frosch zu überstehen hat, aber die Amphibien haben es seit mehreren Millionen Jahren genau Dank dieser Strategie geschafft, um zu überleben, dann werden sie es auch trotz des Verlustes von einer Handvoll Laich schaffen. Und sollte es doch eng werden, ist Didi in der Not ja auch noch zur Stelle. Zum Thema Gefahren im und am Teich für Amphibien, wird es demnächst noch einen eigenen Beitrag geben, allerdings befindet sich dieser noch in der Bearbeitung…
Danke für diese schönen Überlegungen. Meine Erfahrung ist, dass in unserem Teich immer zirka gleich viele Kaulquappen durchkommen, egal wie viele Pärchen abgelaicht haben. Wenn mehr Eier schlüpfen, werden auch mehr gefressen. Solange der Lebensraum da ist, richtet sich das schon von selbst. Solche Massen von Grasfroschlaich habe ich übrigens noch nie gesehen. Beeindruckend.
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Ich glaube auch – dass sich in der Natur mehr oder weniger alles gemäß eines dynamischen Gleichgewichtes verhält.
So wie Du sagst. Kommen in der einen Saison viele Amphibien durch, finden die Fressfeinde auch viel Futter, wodurch deren Population bei gegebenem Raum ansteigt und die Amphibienpopulation im Folgejahr wieder vermehrt dezimiert.
Das hat wiederrum die Folge, dass aufgrund von Nahrungsknappheit die Population der Beutegreifer sinkt/ stagniert, weil es weniger Nahrung in Form von Amphibien gibt, dadurch kommen wieder mehr Amphibien durch, weil der Beutegreiferdruck geringer ist, bescheren den Beutegreifern dafür im Folgejahr wieder einen gedeckten Gabentisch.
So würde sich vermutlich das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Beute und Beutegreifer verhalten, wenn es die Variable Mensch nicht gäbe, die dieses natürliche Gleichgewicht allzu oft aus der Waage bringt, wobei die Natur auch für dieses Problem früher oder später eine Lösung findet – siehe Corona, Klima, etc.
Beste Grüße & Gesundbleiben
Christian
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