Tag 13: Sonntag 29.03.2020 – Teichpflege
Im Ökosystem Teich sind Algen grundsätzlich ein natürlicher Bestandteil. Mit steigender Temperatur im Frühjahr erwacht die Natur und mit ihr auch der Teich und seine Pflanzen. Doch nach den Wintermonaten stehen den Algen vor allem im Biotop des Landschaftsparks Pluto V zu viele Nährstoffe zur Verfügung, was zu einer rasanten Vermehrung führt und Folgeprobleme mit sich bringt. Das Ausmaß der Algenblüte ist ein Indiz für den Nährstoffüberschuss und damit für das aktuelle biologische Ungleichgewicht im Teich.

Nicht lang schnacken – machen lautet die Devise…
Die jedes Jahr im Frühling einsetzende Algenblüte indiziert dieses Ungleichgewicht, ist in einem intakten Teich normalerweise aber kein Problem, da sie nach einigen Tagen von alleine wieder verschwindet. Doch in dem künstlich mit Mängeln geschaffenen Biotop im Landschaftspark Pluto V, in dem darüber hinaus auch weitere Probleme bestehen, verschlechterte sich der Zustand zusehends.

Rund eine Woche nach Erstbeobachtung der einsetzenden Algenblüte waren nahezu zwei Drittel der Teichoberfläche von einer kompakten Algenschicht abgedeckt. Von einem natürlichen Rückgang der Algenflut war nichts zu sehen. Die für Amphibien im Teich annehmbare Gefahr besteht aus unserer Sicht in diesem Fall darin, dass sich abgestorbene Algen vor allem in den Flachwasserbereichen auf den Laich absetzen und der Amphibienlaich dadurch Schaden nimmt.
Vor diesem Hintergrund ging es trotz Corona-Pandemie raus an den Teich, um erneut im Dienste des Amphibienschutzes aktiv zu werden. Nach Rücksprache mit Didi stand schnell fest, dass wir handeln müssen, denn auch Didi war vom Ausmaß der diesjährigen Algenblüte, die ich ihm per Link zur Google-Fotomappe zugänglich gemacht hatte, überrascht. Um 11.00 Uhr treffen wir uns deshalb am großen Biotop im Landschaftspark PLUTO V.
Bewaffnet mit Harken und Laubrechen geht es den oberflächlichen Algen an den Kragen. Das Tagesziel besteht darin, die in den Algen enthaltenen Nährstoffe aus dem Teich im Landschaftspark Pluto zu entfernen und somit für eine algenfreie Teichoberfläche zu sorgen. Da auch Umweltschützer nicht vor einer Corona-Infektion gefeit sind und aufgrund der aktuellen Beschränkungen ist besondere Vorsicht geboten.

Was hat Teichpflege mit Amphibienschutz zu tun?
Auf dem ersten Blick hat die Pflege eines Biotops zugegebenermaßen nicht unmittelbar etwas mit dem Schutz von Amphibien zu tun. Wenn man allerdings genauer hinguckt und dabei bedenkt, dass Amphibien für einen Teil ihres Lebens auf den Lebensraum Feuchtbiotop angewiesen sind, dann wird jedem der essentielle Zusammenhang zwischen Biotop und Amphib bewusst.
Deshalb sind vor allem bei künstlich geschaffenen Biotopen regelmäßige Maßnahmen unabdingbar, um die Bedingungen eines für Amphibien geeigneten Habitats zu erhalten. Diese proaktiven Maßnahmen sind umso erforderlicher, wenn beim Anlegen des Ersatzbiotops gravierende Fehler begangen wurden.
Artenschutz & Landschaftspflege in Zeiten von Corona
Gebot Nr. 1: Pflicht zum Selbstschutz
Die behördlichen Corona-Sicherheitsbeschränkungen mussten unbedingt und trotz des Einsatzes für die gute Sache eingehalten werden. Sozialkontakte von nicht nahverwandten Personen verschiedener Haushalte sind eigentlich auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Bei „zufälligen Begegnungen in der Natur“ sollte bei Einhaltung des geforderten Mindestabstandes von zwei Metern allerdings kein Problem bestehen. Auf die traditionellen Rituale bei Begrüßung und Verabschiedung wurde ebenfalls verzichtet. Und dadurch, dass sich jeder von uns sein eigenes Arbeitsmaterial mitgebracht hatte und der Teich 2 gegenüberliegende Uferbereiche hat, ist die Umsetzung der Maßnahme trotz Corona-Gefahr verantwortbar, da die behördlichen Erlasse strikt eingehalten werden konnten.
Gebot Nr. 2: Pflicht zum Artenschutz
Beim sanften Algenbeseitigen ist auf Erdkrötenlaich und Kaulquappen besonders zu achten. Ferner ist darauf zu achten, dass die aus dem Wasser ragenden Stängel nicht zu intensiv bearbeitet werden, da Molche ihre Eier einzeln an den Unterwasserpflanzen heften und eine negative Beeinträchtigung unbedingt zu vermeiden ist. Auch auf andere Insektenlarven, die sich in der oberen Teichzone befinden können und im zusammengeharkten Algenallerlei landen können, ist zu achten. Die Beeinträchtigung aller im Teich lebender Arten ist auf ein Mindestmaß zu begrenzen.
Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste
Im vorderen Bereich lassen sich die Algen gut entfernen, sodass nach der Aktion lediglich ein schmaler Algenstreifen in der Mitte des Teichs übrig bleibt. Im hinteren tieferen Bereich, an dem der Teich eine Breite von rund 8 Meter aufweist, verbleibt ein etwas größer Streifen, der aber aufgrund des zentralen Schilfbewuchses nicht weiter ins Gewicht fallen sollte, da diese Bereiche zum Schutz des Laichs sowieso ausgespart bleiben muss.
Beim Auskämmen der Teichoberfläche ist dennoch Vorsicht geboten, um zusammen mit den Algen nicht auch Laich aus dem Teich zu befördern. Aber auch die Algen bedürfen einer kontrollierten Behandlung, da sich diese bei zu starker und schneller Handhabe in viele kleine Einzelstücke zersetzen, sich im Laufe der Zeit am Grund absetzt, somit die Nährstoffbilanz weiter anreichert und den Amphibienlaich abdecken.

Beifang Kaulquappen im kalten Wasser irrelevant
Was die Kaulquappen betrifft, die vereinzelt als schwarze Punkte (1-2 mm) im Teich zu erkennen sind, stellt sich schnell heraus, dass sie sich bei einer Lufttemperatur von 3 °C mit vereinzelten Graupelschauern und vorherigem Nachtfrost nicht unmittelbar an der Wasseroberfläche aufhalten, da die wärmeren Temperaturschichten des Teichwassers wohlmöglich in tieferen Regionen liegen.
Diese Tatsache kommt uns bei der schonenden Entfernung der Algen zu Guten. Dennoch ist darauf zu achten, die Harke bzw. den Rechen nicht zu weit absinken zu lassen, da es unbedingt zu vermeiden gilt, die Laichschnüre der Erdkröten zu beschädigen, die vom Erdkrötenweibchen um die Pflanzenstängel gespannt werden.
Manöverkritik:
Was lässt sich an der Maßnahme noch verbessern?
Aufgrund der Gewässerbreite ist das Vorhaben mit den aktuellen Werkzeugen nur im Bereich bis zu 2 Meter Entfernung zum Ufer umsetzbar. Zur Bearbeitung der gesamten Teichoberfläche bedarf es entweder einer Verlängerung der Stiele vergleichbar eines Teleskopstabs oder die Änderung des Standortes, was durch den Einsatz von Gummistiefeln zu erreichen wäre, um nasse Füße vermeiden zu können. Mit der Aktion konnte einiges an Nährstoffen den Kreislauf entnommen werden. Sollte es in den nächsten Tagen zu einem weiteren massiven Zuwachs kommen, ist über eine Nachbehandlung nachzudenken.
Endresultat:
Was hat die Maßnahme gebracht?
Die Gegenüberstellung der Fotopaare von der Algensituation vor und nach dem Eingriff lassen die Unterschiede deutlich erkennen. Durch die Teichpflege-Maßnahme konnten große Bereiche der Teichoberfläche von Algen und somit von den darin gebundenen Nährstoffen befreit werden.
– Vordere Teichbereich –
VORHER DANACH
– Hintere Teichbereich –
VORHER DANACH
Vorausplanung proaktiver Maßnahmen:
Welche Maßnahmen sind denkbar, um die Nährstoffeintragungen langfristig reduzieren zu können?
Regelmäßig zu erledigen:
- Schilfpflanzen massiv vor der Amphibienwanderung zurückschneiden (Januar).
- Algen während der Algenblüte mechanisch entfernen (März/ April).
- In der Trockenzeit den Untergrund kurz abmähen (Juni/ Juli)
Zukünftig zu bedenken:
- Trockenmauern/ lebende Zäune aus Material des Weidenrückschnitts/ natürliche Barrieren, die vor organischen Eintragungen (Laub, Pollen, etc.) schützen und darüber hinaus das Biotopangebot erweitern.
- Tieferlegung des Teichs mit anschließender Versieglung mittels Lehm zur Rückbildung der Sperrschicht.
Nachwort:
Noch einmal für alle zum Mitschreiben, die der Meinung sind, dass man solche Aktionen in Zeiten von Corona doch besser unterlassen sollte. Das Corona-Abstandsgebot wurde während der gesamten Teichpflegemaßnahme ohne Ausnahme eingehalten. Aus dem Grund bestand zu keinem Zeitpunkt eine erhöhte Infektionsgefahr.