Fischwilderei in Herne: Kommissar Zufall startet Anfang Mai die Mission Poseidon

Freitag, 08. Mai 2020

Das Landschaftsschutzgebiet (LSG) in Röhlinghausen – ein idyllisches Naturrefugium zwischen Erzbahntrasse und Hüller Bach

Die Bereiche rundum die Hochwasser-Rückhaltebecken im LSG Röhlinghausen hatte ich in der Vergangenheit immer mal wieder bewusst aufgesucht, denn die dort anzutreffende Gewässerfauna ist durchaus sehenswert und erfrischend abwechslungsreich. Mit etwas Glück und Geduld lassen sich in dem urbanem Naturrefugium unzählige Tierbeobachtungen machen. Vom tauchenden Kormoran, schreitlauernde Graureiher, brütende Blesshühner, sitzwartende Eisvögel oder auch sich sonnende Schildkröten oder springende Fische – vermutlich handelt es sich um jagende Barsche – lässt sich einiges beobachten und bietet damit oftmals naturnahe Motive zum Fotografieren.

Die zwei nachfolgenden Bilder zeigen die beiden Hochwasser-Auffangbecken im LSG Röhlinghausen. Auf dem linken Bild ist das kleine Gewässer und rechts das größere der beiden Gewässer zu sehen.

Startpunkt der mehrmonatigen „Mission Poseidon“

Anfang Mai 2020 fiel mir beim Durchjoggen des LSG Röhlinghausen aus der Entfernung eine blaue Windmuschel auf, die sich im nahen Uferbereich des großen Auffangbeckens befunden hatte. Diese Beobachtung veranlasste mich überhaupt erst dazu, mir den normalerweise abgesperrten Bereich nach längerer Zeit mal wieder aus der Nähe anzugucken.

Abgeknickte Äste, eine vom Wind ins Wasser gewehte Windmuschel und Massen von Müll – Überbleibsel einer eskalativen Partynacht im Schutzgebiet [BILD: 08.05.2020].

Auch schon in der Vergangenheit hatten immer mal wieder Indizien dafür gesprochen, dass es in dem Bereich, der von der Emschergenossenschaft als Technischen Anlage zum Hochwasserschutz betrieben wird, zu illegalen Begehungen mit Sauf- und Grillgelagen gekommen war. Für diese Annahme sprachen neben einer massiven Verdreckung des Bereichs durch Unmengen an Flaschen und Verpackungsmüll auch öfters beobachtete Feuerstellen.

Ohne Rücksicht auf Verluste – Party hart im LSG

Doch an diesem Maitag hatte das vorgefundene Ausmaß an Vermüllung eine neue Dimension erreicht. Es war ganz offensichtlich, dass das in den Nachtstunden im Uferbereich des großen Hochwasser-Auffangbeckens stattgefundene Saufgelage ein wenig eskaliert zu sein schien. Der Bereich sah aus, als wären gleich mehrere gefüllte Gelbe Säcke mit Verpackungsmüll von Füchsen nach Essensresten durchwühlt worden.

Zurückgelassener Müll, der großflächig auf der Wiese verteilt ist und durch mich teilweise schon zusammengeräumt wurde. [BILD: 08.05.2020].

Neben dem Verpackungsallerlei lagen unzählige Schnaps- und Bierflaschen am Boden, ein großer verkohlter Flecken in der grünen Wiese zeugte von einem frischen Lagerfeuer. Auch die zahlreich abgeknickten Bäume und Äste im Uferbereich hätten jedem Naturliebhaber mindestens missfallen. Was aber noch viel schwerer wiegt als die massive Vermüllung und die kleinen Schäden an der Botanik, ist die Tatsache, dass drei ausgeworfene Angelruten auf der Uferwiese ausliegen und augenscheinlich niemand vor Ort ist, der die Angeln waidgerecht beaufsichtigt.

Täterkontakt vermeiden: Schnell rein, schnell wieder raus…

„Scharfe“ Angeln unbeobachtet in einem Gewässer auszulegen, ist verantwortungslos und verstößt im hohen Maße gegen fischereirechtliche Verordnungen und Gesetze. Da für mich in der Situation nicht abzuschätzen war, ob die erwartbar alkoholisierten Wildangler nur kurz alkoholischen Nachschub holen sind, und jeden Moment zu ihren Angeln zurückkehren oder ob sie vielleicht auch in der Nähe im Gebüsch liegen und dort ihren Rausch ausschlafen, versuche ich unbedingt zu vermeiden, mich unnötig lange in dem Bereich aufzuhalten. Aus dem Grund verzichte ich auch darauf, die drei Angeln ordnungsgemäß einzuholen. Stattdessen kappe ich lediglich die Angelschnur mit den Zähnen, um die drei Angeln umgehend zu konfiszieren und den Bereich schnellstmöglich wieder zu verlassen. Zugegebenermaßen ist das keine ideale Vorgehensweise, aber „Safty first“ lautet die Devise in der Situation. Selbstschutz vor Naturschutz!

Die drei konfiszierten und nach Rücksprache mit der Unteren Naturbehörde entsorgten Angeln, die am Morgen des 08.05.2020 am Ufer des Gewässers ohne Aufsicht auslagen [08.05.20202].

Alarmierend & besorgniserregend, aber kein Grund für Aktionismus

Dennoch waren die an dem Tag gemachten Beobachtungen für mich persönlich vorerst kein ausschlaggebender Grund, um den Bereich eigenständig, intensiver und vor allem regelmäßiger zu kontrollieren, was in erster Linie damit zusammenhing, dass Meldungen bisheriger Beobachtungen aus dem Bereich an die Stadt allzu oft zu wenig Beachtung fanden und sich letztendlich sowieso nichts geändert hat. Aus dem Grund war auch ich nicht wirklich gewillt, den Missstand wiederholt an die Behörde melden zu wollen. Außerdem war zu dem frühen Zeitpunkt nicht davon auszugehen, dass das Wildfischerei-Problem in diesem Jahr dermaßen aus dem Ruder laufen würde, wie es sich in den Folgemonaten zeigen sollte.

Kontrolle als Nebenprodukt meiner Mobilität

Da das LSG Röhlinghausen allerdings auf dem Weg zur Erzbahntrasse liegt, wird es von mir zwangsläufig nahezu täglich durchlaufen oder durchfahren, was zwar einer sporadischen aber durchaus regelmäßigen Kontrolle entsprochen hat, da ein Blick ausreicht, um von der hohen Position des Weges angelnde Personen im Uferbereich zu erkennen, aber keinesfalls systematisch und planmäßig erfolgte.


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Beobachtungen aus der Landschaft – die säugende Fähe

Die Tagesbedingungen mit einem windarmen Wolken-Sonne-Mix bei erträglichen Temperaturen wären eigentlich ideal gewesen, um nach längerer Zeit mal wieder auf Schmetterling-Safari zu gehen. Da viele mir bekannte Schmetterlingspflanzen (Schmetterlingsflieder, Distel, Flockenblume) aktuell aber noch nicht voll in der Blüte stehen, oder aber wie die Knoblauchsrauke schon lange verblüht sind, gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Spot durchaus kompliziert.

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Wilde Müllkippe 2020-9

So langsam fehlen mir die Worte! Vom Müllumfang und der Art des Mülls passt es optimal zur Meldung von der Wilden Müllkippe 2020-7. Nach dem Bretterallerlei der Hausentkernung, das vor knapp einer Woche auf der Berghalde im LSG Röhlinghausen abgeladen wurde, folgen nur eine Woche später die Überreste vom Innenausbau. Warum man aber komplette Säcke mit Gips und anderem noch nutzbaren Baumaterialien entsorgt, bleibt mir ein Rätsel.

Ein Rätsel bleibt mir auch die Inaktivität der betroffenen Städte Herne und Gelsenkirchen. Bei der Regelmäßigkeit der Geschehnisse, sollte man doch eigentlich als Bürger erwarten können, dass von offizieller Seite irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden, die dazu beitragen, dass diese kostenverursachenden Aktionen zukünftig unterbunden werden können?! Feste Poller, temporäre Beschrankung oder anderweitige Überwachung wären m. E. mehr als ratsame Gegenmaßnahmen!!!


Wilde Müllkippe 2020-8

Kaum ist der illegal abgeladene Renovierungsmüll vom Haldenplateau der kleinen Berghalde im LSG Röhlinghausen von der Stadt abgeholt worden, findet sich am Fuße der Halde unmittelbar am kleinen Feuchtbiotop auch schon Müllkippe Nummer 8. Sollte es in dieser Taktung weitergehen, dann wird das Jahr 2020 ein unrühmliches Rekordjahr werden.


Faszination Lepidoptera 2020/2 – Chronologie eines Live-Experiments

Von der Eiablage bis zum Raupenschlupf

Wie an diesem Beitrag zum Thema Faszination Lepidoptera mit dem Titel Chronologie eines Live-Experiments unschwer zu erkennen ist, habe ich mich für die Umsetzung entschieden, wobei hinzugefügt werden muss, dass ich mir einen großen Teil der Entscheidung vom Zufall abnehmen lassen habe. Es folgt eine bebilderte Chronologie der Entwicklung des Geleges eines Tagpfauenauges (Aglais io) ergänzt mit einigen Gedanken und Beobachtungen.

Beobachtungen aus der Landschaft – der Eisvogel

Nachdem ich das unverwechselbare Blau des Eisvogels (Alcedo atthis) in der Vergangenheit im LSG Röhlinghausen schon einige Male flüchtig beobachtet hatte, ergab sich heute die Gelegenheit, um von einem Eisvogel zumindest ein Belegfoto zu machen. Die Bildqualität ist natürlich alles andere als optimal. Die Entfernung zum Objekt war für meine Digi-Cam mit ihrer limitierten Zoom-Fähigkeit, die ich beim Laufen für solche zufälligen Zwischendurch-Beobachtungen im Rucksack griffbereit dabei habe, zu groß.

Eisvogel lauert auf seiner Sitzwarte im LSG Röhlinghausen in Herne (15.05.2020).

Der Eisvogel saß unmittelbar am Ufer des kleineren der beiden Auffangbecken im LSG Röhlinghausen auf einer Sitzwarte, die geschätzt 30 Meter vom Hauptweg entfernt liegt. Da sich mit der heutigen Beobachtung seine Anwesenheit zumindest bestätigt hat, bleibt die Hoffnung, ihn zukünftig unter besseren Voraussetzungen anzutreffen.


Totfund einer Hauskatze am NSG Blumenkamp

Die heutige Laufrunde führte mich durch das NSG Blumenkamp – vorbei an dem Feuchtbiotop, wo ich vor 2 Wochen die ausgelegten Reusen bemerkt hatte, die zur Begegnung mit dem Nördlichen Kammmolch (Triturus cristatus) führten. Seit dem Wochenende bin ich schon mehrmals wieder dort gewesen, aber bis auf ein paar Kanadagänse mit ihren Küken und einem lauernden Graureiher, gab es nichts Interessantes zu beobachten. Heute  waren weder Graureiher noch Kanadagänse am Start, dafür sonnte sich im Hauptgewässer auf der anderen Trassenseite auf einem aus dem Wasser herausragenden Baumstamm eine Schmuckschildkröte neben einer Stockente. Alles war friedlich und ruhig – ungestörte Natur eben.

Krötentunnel = Krötenschutzzaun nur teurer & ganzjährig

Der spontan gewählte Laufweg führte mich zur Krötenwand, die zwischen Blücherstraße und Naturschutzgebiet verläuft. Die Krötenwand ist Teil des Amphibienschutzkonzeptes, das beim Neubau der Umgehungsstraße für viel Geld gebaut wurde. Die Krötenwand aus Beton erfüllt letztendlich dieselbe Funktion wie ein Amphibienschutzzaun. Während der temporär für die Laichwanderung aufgebaute Amphibienschutzzaun die Amphibien in Richtung Fangeimer leitet, leitet die Krötenwand die Amphibien und andere Kleinsäuger zum Krötentunnel, einem Bereich der es den Tieren ermöglicht, die Straße ohne Gefahr zu unterwandern.

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Wilde Müllkippe 2020-7

Lange hat die „Wilde Müllkippe“ Nummer 7 in 2020 nicht auf sich warten lassen. Heute war es an der Zeit, die städtische Melde-App zu nutzen und die nächste wilde Müllkippe zu melden. Im Vergleich zu den meisten vorherigen unterscheidet sich die heute entdeckte durch die Müllmenge und den Ablageort, der sich auf der kleinen Berghalde im LSG Röhlinghausen befindet.

LKW-Fuhre mitten auf dem Haldenplateau im LSg Röhlinghausen (08.05.2020).

Während es sich bei den meisten Fällen von illegaler Müllentsorgung, die mir bisher begegnet sind, um eher kleine haushaltsübliche Mengen handelte, die aus einem PKW an den Straßenrand gestellt oder geworfen wurden, so handelt es sich heute um eine LKW-Ladung mit Renovierungsmüll, der augenscheinlich von einer Hausentkernung stammt.

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Amphibienschutz in Herne 2020 (Tag 20)

Auswertung des Amphibienschutz-Projektes 2020

Ergebnispräsentation & Datenanalyse

Während mit der Demontage des Amphibienschutzzauns der praktische Teil des diesjährigen Projektes zum Schutz der heimischen Amphiben an diesem Standort endet, fehlt zum endgültigen Projektabschluss noch die Analyse der im Projektzeitraum erhobenen Daten. Diese vorab angekündigte Datenanalyse erfolgt mit Hilfe einfacher Methoden der deskriptiven Statistik im Rahmen dieses Beitrages.

Drei Leitfragen stehen bei unserem Monitoring im Mittelpunkt:

  1. Wie hoch ist das Amphibienaufkommen an der Berliner Straße?
  2. Wie ist die Geschlechterverteilung?
  3. In welchen Bereichen des Zauns findet sich das höchste Aufkommen?