Beobachtungen aus der Landschaft – Fuchs auf Entenjagd

Des einen Leid, des anderen Freud.

Als ich joggend in Gedanken vertieft rechts zum Goldhammer Bach abbiege, stört das idyllische Plätschern des Baches vor allem eins – das hysterische einsilbige Geschnatter einer Stockente. Wenn ich nicht schon im Entspannungsmodus angekommen wäre, hätte dieser Lärm durchaus das Potential haben können, mich kurzzeitig zu nerven! Was hat die Ente denn? Erst beim zweiten Blick erklärt sich mir, was der Grund für ihre Aufregung ist.

Die Begegnung hat durchaus Ambitionen zur Naturbegegnung des Jahres 2020 zu werden. In die engere Auswahl kommt sie in jedem Fall! (30.05.2020, Goldhammer Bach in Bochum Günnigfeld).

Interessenskonflikt: Hunger trifft auf Mutterinstinkt

Die Ente ist nicht alleine, sie hat fünf Küken im Schlepptau und schwimmt mit ihnen auf einem rund einen Meter breiten Bach, während am Uferrand ein Fuchs lauert. Der Grund für das nervige Geschnatter war, dass die Ente Angst um ihre Küken hatte und mit ihren beschränkten Mitteln eines mehr oder weniger wehrlosen Wasservogels alles versuchte, den Nachwuchs vor dem Fuchs zu beschützen. Auf der anderen Seite versuchte der Fuchs sein Bestes, um für sich und möglicherweise auch seinen Nachwuchs erfolgreich Beute zu schlagen.

Taktik: Konfusion erzeugen & zu schlagen & Wasser meiden

Und damit ihm das gelingt, wechselt er mehrmals mit gewagten Sprüngen von der einen Uferseite über den Bach zur gegenüberliegenden Uferseite und versucht auf diese Weise die Küken irgendwie von der Mutter zu separieren. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde die Taktik aufgehen. Nach mehreren Scheinangriffen schwimmen drei der fünf Küken in entgegengesetzte Richtung zur Entenmutter.

So kurz vor dem Jagderfolg gibt der Fuchs nochmal alles. Er springt durch das meterhohe Uferstaudendickicht, doch den Sprung ins kühle Nass wagt er nicht. Es sieht fast danach aus, als wäre der Fuchs wasserscheu und wolle nasse Füße um jeden Preis vermeiden. Die erzeugte Konfusion final für sich zu nutzen, gelingt dem Fuchs aber auch deshalb nicht, weil die Entenmutter Mut beweist, und zurück zu den in der Hektik separierten Küken schwimmt, um den Familienverband wieder zu vereinen. Schlussendlich misslingt die Jagd an der Wasserphobie des Fuchses und der Tapferkeit der Entenmutter.

Jagdfieber macht Umgebungsblind

Als besonders überraschend bei dieser Naturbegegnung empfand ich die Tatsache, dass ich keine 10 Meter vom Ort des Geschehens entfernt war, der Fuchs aber trotz der Nähe keinerlei Notiz von mir genommen hatte, Diese Tatsache ist wohl nur damit zu erklären ist, dass er mit all seinen Sinne dem Jagdfieber verfallen war. Nachdem ein halbes Dutzend Fotos gemacht sind, blickt der Fuchs dann doch noch zu mir hoch, springt mit einem Satz unmittelbar die Uferböschung hinauf und ergreift unmittelbar mit einem letzten vorwurfsvollen Blick in meine Richtung die Flucht ins Brombeerdickicht.

Mit knurrendem Magen die Flucht ergriffen (30.05.2020, Goldhammer Bach in Bochum Günnigfeld).

Der Zufall ist die Mutter der Naturbegegnung

Kaum zu glauben, dass ich erst vor einer Woche keine 500 Meter von hier entfernt eine Fähe beim Säugen ihrer Welpen beobachtet hatte. Möglicherweise hat es sich bei dem Fuchs sogar um die Fähe oder den männlichen Fuchs gehandelt. Ich kenne mich zwar nicht mit der Verhaltenphysiologie von Füchsen oder der Größe von Fuchsrevieren aus, aber bei der Nähe zum Ort der Erstbeobachtung wäre diese Annahme zumindest naheliegend.


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Ein Gedanke zu „Beobachtungen aus der Landschaft – Fuchs auf Entenjagd

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