Täterkontakt bleibt erfolglos. Ermittlungen laufen weiter.
05. Juli 2020
Feind-Kontakt am frühen Morgen
Auf der morgendlichen Laufrunde durch das LSG Röhlinghausen entdecke ich durch die dichte Uferbepflanzung insgesamt drei männliche Personen, die in aller Ruhe mit Angelruten in der Hand auf zwei Stellen verteilt am Gewässer sitzen. Zunächst kann ich es erst gar nicht glauben, was ich mit eigenen Augen sehe. Adrenalin schießt durch meine Adern, mein Puls erhöht sich schlagartig. Jetzt gilt es Ruhe zu bewahren. Nachdem mehrere Beweisfotos mit der Laufkamera aus den verschiedenen Perspektiven gemacht sind, auf denen die Personen mit Angeln in der Hand eindeutig zu identifizieren wären, verlasse ich den Bereich wieder und laufe nach Hause, um mein Handy zu holen.

[BILD: 05.07.2020].
Betriebsausflug ins Grüne – die Polizei zu Besuch im LSG
Nach Rücksprache mit Didi informiert er die Polizei, was daran liegt, dass er die Durchwahl für die Wache in Wanne vorliegen hat und somit keinen Notruf über die 110 absetzen müssen. Der Anruf auf der Polizeiwache in Wanne erfolgt gegen 10.00 Uhr. Keine 15 Minuten später ist die gerufene Polizei vor Ort. Doch an dem Morgen performen die gerufenen Beamten alles andere als erfolgsorientiert und zielführend?! Statt den Wagen im unteren Straßenbereich abzustellen und sich zu Fuß dem potentiellen Tatort und den Wildanglern zu nähern, fahren sie mit dem Wagen über die Auffahrtsrampe in den Bereich der Auffangbecken. Möglicherweise hat es auch an mir und einer suboptimalen Instruktion gelegen?

Wichtige Memo an mich
Sollte sich diese Situation in nächster Zeit noch einmal wiederholen, müssen und werden meine Instruktionen an die Beamten sowie die Beschreibung der Örtlichkeit definitiv präziser ausfallen. Vielleicht hätte ich vorab auch erwähnen sollen, dass ein Bereichsbefahren prinzipiell zwar möglich gewesen wäre, aber den Erfolgsaussichten einer Überführung der Straftäter wesentlich im Wege stehen könnte. Wobei man möglicherweise auch davon ausgehen hätte dürfen, dass man als Polizei von selbst darauf hätte kommen können, dass Straftäter zur Flucht neigen, wenn beim bewussten Begehen einer illegalen Tat urplötzlich einen Streifenwagen in Schrittgeschwindigkeit durch die Botanik an ihnen vorbeifährt. Schließlich erkläre ich dem Metzger auch nicht wie er das Schwein zu schlachten hat.
Noch ist nicht aller Tage Abend – wir kommen wieder…
Auch wenn der heutige Zugriff durch die Beamten ohne Erfolg geblieben ist, haben die Fischdiebe zumindest die bittere Erkenntnis machen müssen, dass im LSG Röhlinghausen ab heute ein anderer Wind weht. Die Zeiten, wo sie wohlmöglich im Glauben waren, dass sie sich im LSG in einem rechtsfreien Raum befinden und machen können, was sie wollen, sind endgültig vorbei. Die Reaktion der Straftäter zu fliehen, zeigt einmal mehr, dass sie sich ihrem illegalen Handeln bewusst sind. Zudem sollte die neuerlich erlangte Erkenntnis, dass die Polizei den Ort auf dem Schirm hat und diesen sogar kontrolliert, einem unbeschwerten Angelspaß zukünftig hinderlich sein.
Challenge accepted! Selber Schud!!!
Auch wenn mich das unprofessionelle Auftreten und die Underperformance der Polizei am heutigen Tag zugegebenermaßen extrem geärgert haben, fühle ich mich durch den Misserfolg und die Dreistigkeit der Fischdiebbande in einer gewissen Art und Weise zum Räuber-und-Gendarm-Spielen herausgefordert. Hinzukam zu dem Zeitpunkt, dass sich die nimmersatten Raupen Mitte Juli auch schon im Puppenstadium befunden haben, ich dementsprechend nicht mehr täglich mehrmals Futterpflanzen besorgen musste und im Aerarium auch sonst nichts Interessantes passierte, wodurch mehr Ressourcen für die SoKo Poseidon frei waren.
13. Juli 2020
Täter ohne Umweltbewusstsein weiter im LSG aktiv
Der Bereich ist zum wiederholten Male total vermüllt, unzählige Flaschen, darunter Pfandflaschen im Wert von 5 €, aber auch wieder Massen von Müll und Angelschnüre liegen auf der Wiese im Uferbereich des größeren der beiden Auffangbecken. Warum man seinen herangeschleppten Müll, nicht sammeln und hinterher einfach wegräumen kann, bleibt mir ein Rätsel. Normalerweise sollte man doch erwarten, dass man sich möglichst unauffällig verhält, um unentdeckt zu bleiben, wenn man illegalen Aktivitäten nachgeht?! Warum das bei diesen asozialen Individuen nicht der Fall ist, bleibt unverständlich und will sich mir nicht erklären. Das Umweltbewusstsein muss bei diesen Individuen extrem mickrig ausgebildet sein, anders ist ein solches Verhalten nicht erklärbar.

Eine Sporttasche voll mit Angelschrott
Beim Blick ins ufernahen Gebüsch entdecke ich zudem versteckt hinter einem Baume eine schwarze Sporttasche von PUMA mit einem Sammelsurium an Angelequipment bestehend aus diversen Blinkern in verschiedenen Größen, Kunstköder, Gewichte, Haken und eine Rolle mit Angelschnüre zum Vorfachbinden. Vom Zustand her, ist das Material ziemlich verschlissen und schlampig behandelt – das nicht vorhandene Verständnis für Ordnung, welches man an diesem Ort im Schutzgebiet seit Längerem regelmäßig unter Beweis stellt, spiegelt sich im Zustand des eigenen Angelequipments 1:1 wieder.
Strategie der kleinen Nadelstiche
Da ich für die Utensilien keinerlei Verwendung habe, wird sich der Großteil des konfiszierten Materials, nachdem Didi noch mal drüber geguckt und sich die Dinge herausgesucht hat, für die er noch denkt Verwendung zu haben, alsbald in der Mülltonne wiederfinden. Auch wenn der Verlust des Materials den Wildanglern nur bedingt finanziell wehtun wird, so sind es die kleinen Nadelstiche, die ihnen in der Summe die Lust an der Örtlichkeit im LSG hoffentlich schnellstmöglich vergehen lässt. Letzte Woche der Auftritt der Polizei und die Beinahe-Überführung, heute ein erneuter Verlust von Angelequipment – stellt sich die Frage wer den längeren Atem hat?!
14. Juli 2020
Schwere Tierquälerei im LSG
Nachdem ich Didi über die neuerlichen Beobachtungen vom Vortag in Kenntnis gesetzt hatte, erklärte er sich zum wiederholten Male bereit, den Bereich am folgenden Morgen aufzuräumen. An diesem Morgen war ich nicht im LSG zugegen. Sodass sich die nachfolgenden Zeilen ausschließlich auf Didis Erzählungen beziehen. Bedauerlicherweise sind an dem Tag auch keine Fotos entstanden, die das Geschehen plakativ darstellen könnten. So erzählte mir Didi im Nachhinein, dass er bei Begehung des Bereichs zwei ausgelegte Angelruten im Uferbereich gefunden hat, die im Gegensatz zu den bisher gefundenen Angelruten aber nicht auf der Uferwiese sondern in unmittelbarer Nähe zum Tor auslagen.

Schildkröte am Angelhaken
An diesem Morgen sollte die wiederholt nicht waidgerechte Handhabung des Angelgerätes zu weitreichenden Konsequenzen führen. Als Didi die Angeln einholte, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, dass sich in der Schnur eine Gelbwangen-Schildkröte verfangen hatte. Im weiteren Verlauf zeigte sich zudem, dass sich die Schildkröte nicht nur mit der Schnur verfangen hatte, sondern sich der Angelhaken ins Fleisch des Reptilienmauls gebohrt hat. Nach seinen Erzählungen versuchte die Schildkröte während des Landungsversuches mehrmals abzutauchen, was ihr verständlicherweise nicht gelang. Mit viel Vorsicht schaffte er es schließlich, die Schildkröte ans Ufer in seine Reichweite zu befördern und das gestresste Tier zumindest von der Angelschnur zu befreien.
Glück im Unglück für die Gelbwangenschildkröte
Vom äußeren Anschein nach machte das Reptil einen noch relativ fitten Eindruck, dennoch verzichtete Didi auf den Eigenversuch, den Haken mit den kleinen Widerhaken ohne Werkzeug zu lösen und entscheid sich stattdessen das Tier zum Tierheim zu bringen, um dort fachkundigen Rat einzuholen. Glücklicherweise stand an dem Tag beim Tierheim sowieso mit einigen Tieren, die geimpft werden musste, ein Gang zum Tierarzt an, sodass man sich kurzerhand dafür entschied, die Schildkröte mit zum Tierarzt zu nehmen und sie dort durchchecken zu lassen.
Wo die Schildkröte nach der tierärztlichen Behandlung gelandet ist, dazu liegen mir keine Informationen vor. Ich gehe aber davon aus, dass sie nicht zurück ins Auffangbecken zurückgesetzt wurde, da sie als Gelbwangenschildkröte, die eigentlich aus Amerika stammt und von einem Aquarianer illegaler Weise dort ausgesetzt wurde, in den heimischen ökologischen Systemen nichts zu suchen hat, da sie wie jede invasive Art ein erhöhtes Problempotential für bestehende ökologische Gleichgewichte besitzt.
21. Juli 2020
Zwei Angeln zur Feier des Tages
Beim spontanen Abstecher durch den Zwischenbereich der beiden Auffangbecken finde ich hinter einem Baum im ufernahen Gebüsch zwei in eine blauen Regenjacke eingewickelte und zusammengebaute Teleskopangeln mit passenden Stationärrollen, die ich so wie die bisherigen Material-Entdeckungen unmittelbar an mich nehme. Kaum zu glauben, was hier in den letzten Wochen abgeht. Wie viele Angeln haben die noch? So langsam müsste denen doch auch Mal das Material ausgehen. Darüber hinaus ist der heutige Fund zum wiederholten Male ein sicherer Beweis dafür, dass die Anglerbande wieder zugeschlagen hat und weiterhin aktiv ist. Warum das Angelequipment trotz der zahlreichen Verluste weiterhin unmittelbar am Gewässer gelagert wird, will sich mir nicht erkläre. Möglicherweise wurden sie bei ihren illegalen Aktivitäten gestört. Möglicherweise durch Hundebesitzer, die den Uferbereich am Gewässer ebenfalls öfters aufsuchen.

Die materiellen Verluste nehmen zu…
Denkbar wäre auch, dass sie aufgrund des Polizeikontaktes vorsichtiger geworden sind und auf ihrem kontrollierten Rückzug nicht mit dem kompromittierenden Angelgerät erwischt werden wollen. Wie auch immer?! Fakt ist jedenfalls, dass die Fischdiebe innerhalb von knapp einer Woche im Zeitraum zwischen dem 13.07.2020 und dem 21.07.2020 vier weitere Angeln und eine komplette Tasche mit Angelequipment verloren haben, womit sich die Gesamtzahl an Angeln seit dem 08.05.2020 auf insgesamt 9 Stück vergrößert hat. Darüber hinaus mussten sie schmerzhaft erfahren, dass seit Neustem auch die Polizei immer häufiger unangemeldet im LSG zu ihren illegalen Angelpartys vorbeischaut. Begleiterscheinungen, die einem das entspannte Angeln ziemlich vermiesen dürften. Mitleid habe ich mit den Naturfrevlern ohne Umweltbewusstsein dennoch nicht!
26. Juli 2020
Neues Schloss mit neuer Kette am Zugangstor
Seit einigen Tagen finden im Rahmen der Emscher-Renaturierung im Randbereich des LSGs unmittelbar am Hüller Bach massive Bauarbeiten statt. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde der Rundweg um die beiden Auffangbecken zum Schutz vor den Eigengewichten der schweren Baustellenfahrzeuge mit einer Schutzschicht bestehend aus grobem Schotter abgedeckt. Hierzu wurde auf den Wegen zunächst ein Fleece-Stoff ausgelegt, auf das die 10 cm hohe Schotterschicht aufgeschüttet wurde. Seit Beginn dieser Vorarbeiten hängt vor dem Tor zudem wieder eine Kette mit dickem Vorhängeschloss. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das Schloss, mit welchem das Tor bisher versperrt war. Wer die Sicherung des Zugangstors veranlasst hat, ob Emschergenossenschaft oder die Stadt Herne, darüber liegen mir aktuell keinerlei Informationen vor.

Hoffnungsvolle Aussichten
Was die Beobachtungen zu bedeuten haben, lässt sich abschließend nicht klären. Da die im Rahmen der Emscher- Renaturierung angestrebte Kanalisierung des Schutzwassers, das aktuell noch immer über den Hüller Bach abgeleitet wird, in einzelne Bauabschnitte unterteilt ist und diese Bauabschnitte von verschiedenen Baufirmen umgesetzt werden, besteht unter Umständen die Hoffnung, wenn es sich bei den Wildanglern, wie von mir angenommen tatsächlich um Montagearbeiter handelt, dass das illegale Angelgeschehen zeitnah enden wird, da die Montagearbeiter möglicherweise nicht mehr vor Ort im Einsatz sind.
Pingback: Fischwilderei in Herne: Abschlussbericht der SoKo Poseidon und Aktenschluss | Der Landschaftsmeldeläufer