Wilderei im Herner Schutzgebiet. Die Machtlosigkeit der Behörden. Letzter Beitrag zum Themenschwerpunkt Fischwilderei 2020.
Die in der CHRONOLOGIE beschriebenen Geschehnisse und Beobachtungen der Wildfischerei-Aktivitäten rund um das Hochwasser-Auffangbecken im LSG Röhlinghausen erstreckten sich über einen Zeitraum von fast sechs Monaten. In diesem Zeitraum konnten große Mengen an Angelausrüstung beschlagnahmt, mehrere Täter durch die gerufene Polizei festgenommen und Unmengen an Müll aus der Natur entfernt werden. Während dieser Wildfischerei-Episode richteten sich die ersten Verdachtsmomente, was die potentiellen Täter betraf, schon zu einem frühen Zeitpunkt unserer Ermittlungen in Richtung osteuropäische Montagearbeiter. Zugegebenermaßen war und ist diese Annahme hochspekulativ. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass eine subjektive Interpretation einer diffusen Indizienlage zu diesem Anfangsverdacht geführt hat und deshalb mit Vorsicht zu genießen ist.
Klarstellung und Distanzierung
Zudem liegt mir nichts ferner, als im Rahmen des Beitrages irgendeine Art von „Racial-Bashing“ zu betreiben oder eine ganze Bevölkerungsgruppe zu diskreditieren. Andererseits haben sich im Laufe der Wildangelsaison neben hochspekulativen Indizien auch unwiderlegbare objektive Beweise ergeben, die den auf Spekulationen fußenden Anfangsverdacht untermauert bzw. erhärtet haben, wobei das mitgehörte Gespräch zwischen Polizei und Wildangler (1.) aus meiner Sicht zumindest hinsichtlich der Frage nach einer Nationalität der Verdächtigen keine zwei Interpretationen zulässt. Im folgenden Abschnitt sind die wesentlichen Punkte, Indizien und Beweise aufgelistet.
I. Fakten, Beweise, Indizien, Beobachtungen und Interpretationen
(1.) Ein mitgehörtes Gespräch zwischen Polizei und einem Angler, bei dem der eine Fischdieb zur Entschuldigung seines Fehlverhaltens meinte: „Bei uns in Polen ist anders“.
(2.) Vermehrt Montagearbeiter, die bei der Kanalisierung des Hüller Bachs und beim Bau des Pumpwerkes im Einsatz sind. Dass diese Personen an Wochenenden oder nach Feierabend viel Zeit und Langeweile haben, um Unmengen an Alkohol beim Angeln zu konsumieren, klingt für mich ziemlich plausibel und ist verständlich. Allerdings passt dieser Überlegungsansatz lediglich auf die ersten drei Personen vom 05.07.2020, die nicht überführt werden konnten, aber eher nicht unbedingt auf die vier überführten Personen, unter denen sich überraschenderweise sogar eine Frau befunden hatte.
(3.) Unerklärlich bleibt auch der Grund dafür, dass an mehreren Tagen (08.05.2020; 14.07.2020) mehrere herrenlose Angeln am Ufer auslagen. Die Beobachtung der ausliegenden Angeln könnte dafür sprechen, dass ein möglicher Schlafplatz in unmittelbarer Nähe zum Gewässer liegt, was auf die Wohncontainer auf den angrenzenden Baustellen zur Kanalisierung des Hüller Bachs und zum Bau des Pumpwerkes zutreffen würde.
(4.) Auch die Massen an leeren Tyskie-, Bier und Schnapsflaschen könnten für diesen Erklärungsansatz sprechen, wobei auch klar sein sollte, dass nicht nur Polen oder Osteuropäer Unmengen an Alkohol oder polnisches Bier trinken, dennoch ist die Annahme auch nicht so abwegig und die Vermutung vor allem vor dem Hintergrund der vorherigen Indizien naheliegend.
(5.) Der am Ufer gefundene noch halbvolle Kochbeutel mit Buchweizen, den ich bis dahin noch nie gesehen hatte und nur Dank Didi überhaupt wusste, worum es sich dabei gehandelt hatte, könnte dafür sprechen, dass es sich um erfahrene Angler handelt, die eine große Palette an Köderalternativen im Angebot haben und einsetzen. Bei meiner Recherche im Internet zum Buchweizen habe ich allerdings auch erfahren, dass Buchweizen als fester Bestandteil der traditionellen osteuropäischen Küche gilt, und lange Zeit vor allem in Polen und Russland als Reisersatz gedient hat, womit sich ein weiteres Indiz für die osteuropäische Montagearbeiter-Theorie ergeben würde.
II. Asservatenkammer mit Sammlung konfiszierter Asservate
Die Bilder zeigen einen Teil der konfiszierten und mittlerweile entsorgten Tatwerkzeuge, die in den zurückliegenden sechs Monaten herrenlos im LSG Röhlinghausen an der Hofstraße durch uns aufgefunden wurden. Da nicht alle Funde bildtechnisch dokumentiert werden konnten, zeigen die Bilder lediglich einen Teil des konfiszierten Angelmaterials. Sowohl über den Fund als auch über den Verbleib wurde die Untere Naturschutzbehörde der Stadt in Kenntnis gesetzt, die uns grünes Licht für unser Vorgehen gegeben hat.
In dem sechsmonatigen Zeitraum konnte die SoKo Poseidon bei ihren sporadischen Bereichskontrollen im LSG Röhlinghausen insgesamt 9 Angeln, 1 Unterfangkescher sowie eine Sporttasche mit einem Sammelsurium an Angelequipment beschlagnahmen.
- 3 Angeln ausliegend am Ufer (08. Mai 2020)
- 2 Ruten am Spannungsmast (17. Mai 2020)
- 1 Unterfangkescher (21. Juni 2020)
- 2 Angeln hinter dem Baum (13. Juli 2020)
- 2 herrenlose Angeln (14. Juli 2020)
- 1 Tasche mit Equipment (21. Juli 2020)
Macht nach Adam Riese und Eva Zwerg:
9 Angeln + 1 Kescher 1 komplettes Allerlei an Angelequipment !!!
Schlussresümee und Aktenschluss
Trotz der mehr oder weniger eindeutigen Indizienlage lässt sich über die Wildfischer kein finales Urteil bilden und letztendlich ist es auch egal, ob die Täter aus Polen, Russland oder Deutschland kommen, oder ob sie als Montagearbeiter, Busfahrer oder Gärtner tätig sind. Was aber keineswegs egal sein darf, ist die Tatsache, dass diese Personen in den vergangenen sechs Monaten im LSG Röhlinghausen erhebliches Chaos angerichtet haben. Mit ihrem asozialen Verhalten haben sie in dem naturnahen Gewässerrefugium massive Störungen verursacht, weshalb feststeht, dass sie für den an Flora und Fauna begangenen Frevel unbedingt zur Rechenschaft zu ziehen sind.

Immerhin ist es Didi und mir gelungen, vier der Umweltsünder der gerechten Strafe eines polizeilichen Ermittlungsverfahrens zuzuführen, was zumindest hoffen lässt, dass bei ihnen für die Zukunft eine Verhaltensänderung eintritt. Ob und wie dieses befremdliche Verhalten letztendlich durch die Justiz sanktioniert wird, liegt nicht in unserer Macht. Der Natur im LSG Röhlinghausen bleibt zum Ende der SoKo Poseidon nur noch zu wünschen, dass sich die diesjährigen Geschehnisse in 2021 nicht wiederholen werden, womit die 2020er-Akten dann auch geschlossen werden können.