Beobachtung aus der Landschaft – die Werner Lorke-Gedächtnis-Plakette am NSG Blumenkamp im Bochumer Norden

Neues aus dem Schilderwald

An einer recht starkfrequentierten Umgehungsstraße an der Bochumer Stadtgrenze zu Herne und Gelsenkirchen befindet sich versteckt hinter Bäumen und Sträuchern eine aus Weihern und Tümpeln bestehende Landschaft, die zu Bochums kleinstem Naturschutzgebiet gehört und die man an dieser Stelle so wohl eher nicht erwartet hätte.

Das Naturschutzgebiet „Am Blumenkamp“

Zwischen den beiden Bochumer Ortsteilen Hordel und Günnigfeld, unmittelbar am Fuße der Erzbahntrasse befindet sich ein wahres Refugium für seltene Pflanzen und Tiere. Das Bochumer Naturschutzgebiet ist auf natürliche Weise durch Bergsenkung entstanden und misst gerade einmal 3,7 Hektar, was einer Fläche von knapp vier Fußballplätzen entspricht. Das Feuchtbiotop setzt sich aus mehreren voneinander getrennten Tümpeln und Weihern zusammen und verfügt über ein vielfältiges Angebot verschiedenster ökologischer Nischen, die vor allem in urbanen Ballungsräumen zunehmend seltener werden oder längst fehlen.

Mangrovenartige Pflanzen und Schildkröten

Mangrovenartige Wurzelgebilde mehrstämmiger Weiden und Schwarzerlen, die sowohl im Bereich der ganzjährlich bestehenden Wasserzone als auch im Uferbereich zu finden sind, und auch die hohe Zahl zu beobachtender Rot- und Gelbwangen-Schmuckschildkröten, die vor Jahren illegal ausgesetzt wurden und seitdem bei schönem Wetter auf umgekippten Baumstämmen beim gemeinsamen Sonnenbaden zu beobachten sind, versetzen die Besucher gedanklich an ferne Urlaubsorte oder lassen sie von ihnen träumen.

Die meiste Zeit im Jahr von der Vegetation verschlungen

Das Gebiet mit offizieller Bezeichnung B-001 steht zwar erst seit den 1980er Jahren unter Naturschutz, aber schon bedeutend früher haben engagierte Naturschützer den ökologischen Wert des Areals erkannt und sich für den Erhalt eingesetzt. Die genaue Historie des NSG Blumenkamp war mir lange Zeit nicht bekannt gewesen, bis ich vor einigen Tagen  ein leicht zu übersehendes Schild entdeckt habe…

Die Typische Schutzgebiets-Beschilderung mit grünem Dreieck und abgebildeten Adler plus der Werner-Lorke-Gedächtnisplaktte am NSG Blumenkamp in Bochum [BILD: 24.02.2021].

Planänderung + Perspektivwechsel = neue Einsichten

Direkt unter der typischen Schutzgebiets-Beschilderung – dem grünumrandeten Dreieck und einem darauf abgebildeten Adler, welches in der Botanik vor dem Schutzgebiet steht, hängt zusätzlich eine kleine Plakette, die mir all die Jahre nicht aufgefallen war. Aufgrund der jahreszeitbedingten Blattlosigkeit der umgebenden Vegetation war es vor einigen Tagen nun doch möglich, dieses Schild durch das lichte Strauchwerk zu betrachten. Dazu beigetragen haben wird auch der Umstand, dass ich meine Laufrunde zur Abwechslung Mal entgegen der sonst üblichen Laufrichtung gelaufen bin. Denn in der Regel komme ich an dem Schild auf dem Rückweg meiner Runde vorbei und bin zu dem Zeitpunkt meistens zu erschöpft, um über freie Kapazitäten an Aufmerksamkeit für irgendwelche Neuentdeckungen zu verfügen.

Fluch und Segen zugleich…

Das 20x15cm-große Schild befindet sich unmittelbar in einem Gebüsch am Kreisverkehr, wo Blücherstraße, Günnigfelder Straße und Osterfeldstraße zusammentreffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man es dank seiner Größe und des wenig exponierten Standortes schlichtweg übersieht, ist sehr real, wobei der Standort Fluch und Segen zugleich ist. Weil nur wenige Personen von dem Schild Notiz nehmen, kommt der Vorbildcharakter und der Einsatz von Werner Lorke für den Naturschutz nicht optimal zur Geltung, auf der anderen Seite ist das Schild aber auch vor Schmierereien und Vandalismus geschützt.

Und wer war überhaupt Werner Lorke?

Wer Werner Lorke war und warum man ihm diese Gedächtnisplakette gewidmet hat, erfährt, wer mit offenen Augen durch die Landschaft läuft und sich die Zeit nimmt, das Schild genauer anzugucken.

Die Werner-Lorke-Gedächtnisplakette ma NSG Blumenkamp an der Günnigfelder Straße im Bochumer Norden [BILD: 24.02.2021].

Naturschutzgebiet „Am Blumenkamp“

Die Existenz des Naturschutzgebietes geht zurück auf die Initiative von

Werner Lorke

Werner Lorke betreute bereits seit 1970 das durch Bergsenkung entstandene Biotop. 1974 pachtete er das 3,5 Hektar große Areal und schuf gemeinsam mit ehrenamtlichen Naturschützern einen Lebensraum, der seltene Tiere und Pflanzen beherbergt und seit 1984 unter Naturschutz steht. Im Jahre 1988 wurde der Einsatz Werner Lorkes mit der Verleihung der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. Er verstarb am 05. Dezember 2005 im Alter von 77 Jahren.

Stadt Bochum – Bezirksvertretung Bochum-Wattenscheid, Juni 2008


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3 Gedanken zu „Beobachtung aus der Landschaft – die Werner Lorke-Gedächtnis-Plakette am NSG Blumenkamp im Bochumer Norden

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