Beobachtung aus der Landschaft vom 21.10.2021
Auf einer meiner Runden durch die heimatliche Landschaft entdeckte ich Ende Oktober hinter der Becker Deponie eine öffentliche Wiesenfläche, auf der kurzzuvor rund 40 bis 50 Obstbäume gepflanzt wurden. Bei den gepflanzten Bäumen handelt es sich um eine kunterbunte Mischung unterschiedlicher Obstbaumarten. Die Bestimmung der Bäume anhand optischer Merkmale gestaltet sich aufgrund des nur noch spärlich vorhandenen Restlaubs kompliziert. Glücklicherweise hängt im Geäst der meisten Bäume ein Infoschild einer Wittener Baumschule, auf dem der exakte botanisch-wissenschaftliche Name der jeweiligen Baumart zu entnehmen ist, womit sich die Bäume ohne jeden Zweifel als Obstbäume der jeweiligen Art bestimmen lassen.

Klimaschutz oder grünes Gedenken an Verstorbene?!
Neben dem weißen Artenschild der Baumschule hängt an einigen der neugepflanzten Bäume zusätzlich ein rotes Band, auf denen jeweils ein Nachname sowie der Zusatz „verkauft“ geschrieben steht. Vor zwei der Bäume wurden selbstgebastelte Windlichter in der Optik eines Ewigen Lichtes, wie man sie von Gräbern auf Friedhöfen her kennt, abgestellt?! Am Haupttrieb eines Baumes befindet sich darüber hinaus ein hineingeknotetes blaues Halstuch. Inwieweit die Bäume deshalb allerdings in einem religiös-rituellen Zusammenhang gepflanzt wurden oder ob es sich bei den Pflanzungen um Spenden aus der Bürgerschaft im Rahmen einer Klimaschutzmaßnahme handelt, entzieht sich meinem Kenntnisstand. Es wäre natürlich durchaus denkbar, dass die Bäume von Trauernden zum Gedenken an einen geliebten Verstorbenen gepflanzt worden sind?! Vielleicht wurden die Obstbäume auch symbolisch im Rahmen einer Gedenkfeier gepflanzt, um an die Verstorbenen der CORONA-Pandemie zu gedenken.

Einige Indizien sprechen für religiösen Zusammenhang
Für den mutmaßlichen religiösen Zusammenhang würde auch die Nähe zum Städtischen Friedhof Günnigfeld sprechen, der von der Streuobstwiese keine 500 Meter entfernt liegt – und damit nicht genug, die Wiese befindet sich sogar an der Friedhofsstraße. Allerdings sucht man bisher eine Gedenktafel, die den religiösen Hintergrund der Baumpflanzungen bestätigen würde, vergebens. Möglicherweise wird eine Erinnerungsplakette auch erst zu einem späteren Zeitpunkt vor Kopf der neuentstehenden Streuobstwiese angebracht werden?! Da mir aber bezüglich des Grundes der Baumpflanzung keine weiteren Informationen vorliegen, sind alle bisher gemachten Aussagen reine Spekulationen.
Aber auf Dr. Google ist Verlass…
Ein kurzer Blick ins Internet bringt schnell Licht ins Dunkle. Hier erfahre ich nämlich, dass es sich bei der zwischen Gelsenkirchen-Ückendorf und Bochum-Günnigfeld beobachteten neugeschaffenen Streuobstwiese mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um das Ergebnis der Aktion „Einheitsbuddeln“ handelt. Das Einheitsbuddeln ist demnach eine bundesweite Umweltaktion am Tag der deutschen Einheit, die ihren Ursprung in Schleswig-Holstein haben soll und in Bochum 2021 mittlerweile schon zum dritten Mal stattgefunden hat. Die Aktion hat sich das Ziel gesetzt, die Bürger für das Thema Klima- und Umweltschutz zu sensibilisieren und das bürgerliche Engagement in diesem Bereich zu steigern, um in Kooperation mit den Städten und Kommunen auf städtischen Freiflächen öffentliche Streuobstwiesen entstehen zu lassen.
Klimabäume, Einheitsbuddeln – es tut sich was – Metropole Grün!
Das Einheitsbuddeln zeigt deutliche Parallelen zur erst kürzlich initiierten Aktion Klimabäume. Bei der von RVR, Emschergenossenschaft und Zukunftsinitiative „Wasser in der Stadt von morgen“ organisierten Aktion wurden potentielle Baumpaten mit passenden Grundstücken gesucht, um an diese verschiedene Obstbäume zu verteilen.