Beobachtung aus der Landschaft vom 30.10.2021
Streetart für die Hosentasche: Was das Finden der bunten Kustwerke auf Stein betrifft, blieb es eine ganze Weile lang ziemlich ruhig. Der letzte Fund eines Hidden Stones liegt gut und gerne 10 Monate zurück, jedoch endete die steinlose Phase vor einigen Tagen mit einer wahren Flut an farbenfrohen Kunstwerken, von denen ich im Rahmen des Beitrages zwei näher betrachten werde. Dass ich überhaupt im Nordsternpark laufend unterwegs war, hing mit meiner Teilnahme an der Herbst Challenge zusammen, die als Ersatzveranstaltung für den nach 2020 auch in 2021 ausgefallenen VIVAWEST Marathon eben dort ausgetragen wurde.

Die zu laufende Runde war fünf Kilometer lang und führte kreuz und quer über das Gelände des Gelsenkirchener Nordsternparks, auf dem 1997 die Bundesgartenschau stattgefunden hatte. Dank dieser Vorgeschichte hat das Parkgelände landschaftsarchitektonisch und kultur-historisch einiges zu bieten, wobei man diese generelle Aussage nach 40 gelaufenen Runden unbedingt relativeren muss, da man sich auch an der interessantesten Kulisse früher oder später sattgesehen haben kann. Die Anfangskilometer der dritten Runden hatten trotzdem etwas Neues zu bieten, was bei mir gleich mehrfach Freude auslöste. Freude nicht nur darüber, dass ich es trotz mentaler und physischer Erschöpfung aufgrund der Vortagsbelastungen geschafft hatte, mich zu einem weiteren Lauf über 20 km aufzuraffen und zu dem Zeitpunkt mehr als die Hälfte des angepeilten Tagesziels absolviert hatte, sondern vor allem wegen der kunstvollen Ablenkung durch die Steine, die ich finden durfte.

Deutung und Interpretation
Während der Ende Januar 2021 gefundene Stein mit der biblischen Botschaft „Lass dich in allem was du tust von der Liebe bestimmen“, verziert war, stellt einer der heute gefundenen Steine ein blumenverziertes Scherbenstück dar. Auf dem anderen Stein ist ein Männchen im gelben Regenmantel abgebildet, wobei der Kopf des Männchens durch einen Farbkreis ersetzt wurde, was für ein gewisses Maß an Abstraktionsvermögen des Marler Malers spricht und zudem eine Portion Phantasie voraussetzt. Beide Steine wissen vor allem durch ihre für mein Empfinden farbenfrohe und kunstvolle Gestaltung zu gefallen. Mit der Gestaltung der Steine hat sich der Künstler augenscheinlich viel Mühe gegeben. Da sowohl die Gestaltung der Steine als auch die Motivwahl für ein gewisses Kunstverständnis und ein hohes Abstraktionsniveau sprechen, welches bei Kindern noch nicht in dem Maße ausgeprägt sein sollte, ist davon auszugehen, dass es sich bei dem Künstler eher Jugendlichen oder jungen Erwachsenen handelt.
Graphologische Betrachtung
Obwohl meine graphologischen Kenntnisse nicht ausreichen, um den Charakter eines unbekannten Künstlers anhand seiner Handschrift analysieren zu können, gibt die Handschrift dennoch die eine oder andere Information über ihn oder sie preis. Die beschriftete Seite des Steins zeigt ein durchweg harmonisches Schriftbild. Die Handschrift lässt darüber hinaus eine gewisse Reife des Verfassers vermuten, weshalb auch aufgrund der Handschrift davon ausgegangen werden kann, dass es sich beim Künstler eher nicht um ein Kind handelt. Trotz der anzunehmenden Schwierigkeit, die das Schrieben auf einem Stein mit sich bringt, muss das Schriftbild als akkurat, gleichmäßig und absolut leserlich beschreiben werden. Diese Erkenntnis könnte auch dafürsprechen, dass der Künstler geübt ist, auf Steinen zu schreiben und seinem respektive ihrem Hobby schon einige Zeit nachgeht.
Resümee
Beide im Rahmen des Beitrags vorgestellten Steinkunstwerke gefallen mir außerordentlich gut. Da der Stein, auf dem das Männchen mit dem Spektralfarbkreis als Kopf abgebildet war, ziemlich schwer in der Tasche lag und ich an dem Tag ja laufend unterwegs gewesen war, habe ich den Stein nur fotografiert und keine 200 Meter später wieder ausgelegt. Das Blumenmosaik war eher etwas für die Laufhosentasche und in jedem Fall besser zum Mitnehmen geeignet, weshalb ich ihn mir als Andenken mitgenommen hatte. Als ich ihn meiner kleinen Nicht gezeigt hatte, fand sie den Stein dermaßen toll, dass ich ihn ihr geschenkt hatte, wodurch mich das Finden des Steins ein weiteres Mal erfreuen konnte. Also in dem Sinne – mein bester Dank geht raus an den Marler Künstler mit den Initialen K.v.M. – es war mir eine doppelte Freude deine Kunstwerke entdeckt zu haben!