Mitte September führte mich meine Laufrunde ausnahmsweise Mal nicht durch die heimische Landschaft von Erzbahntrasse und Hüller Bach, sondern in den Bereich des Steag Heizkraftwerks am Rhein-Herne-Kanal in Herne-Baukau, was etwas außerhalb meines eigentlichen Laufreviers liegt. Es zeigte sich, dass sich ein solcher Tapetenwechsel durchaus förderlich auf die Motivation auswirkt, denn eine relativ unbekannte Umgebung durchläuft man in der Regel mit noch offeneren Augen, da es viel Neues zu entdecken gibt. Beim langsamen Lauf entlang des Kanaluferweges bemerke ich sodann einige Meter vor uns einen im Wasser stromabwärtstreibenden Gegenstand, der sich aus der Nähe als ein toter Fisch zu erkennen gibt. Der Fisch ist stark deformiert, ihm fehlt augenscheinlich der gesamte Kopfbereich. Da meine Vorbereitung auf die Fischerprüfung noch nicht allzu lange zurückliegt, ist die Bestimmung des Fischkadavers trotz Kopflosigkeit nicht all zu kompliziert.
Toter Fisch im nahen Uferbereich des Rhein-Herne-Kanals in Herne Baukau [BILD 13.09.2021].Weiterlesen →
Die Indizien mehren sich, dass die idyllische Ruhe am Hochwasser-Auffangbecken auch in diesem Jahr wieder durch illegales Treiben von Wildanglern gestört wurde und wird. Schon bei der sporadischen Ortsbegehung Mitte Mai fanden sich eindeutige Beweise, die für neuerliche Wildangelaktivitäten in dem naturnahen Bereich der Technischen Anlage, die dem Hochwasserschutz am Hüller Bach dient, sprachen. Wobei sich das Ausmaß der Bereichsvermüllung zu dem frühen Zeitpunkt mit zwei kleinen Maisdosen und einer Bierflasche noch in einem tolerierbaren Rahmen hielt und absolut nicht mit dem Chaos des Vorjahres zu vergleichen war.
Ohne eigenen Bezug zum Angeln oder jemanden mit Angelleidenschaft im Bekanntenkreis kann die Zusammenstellung einer der zehn Prüfungsruten schnell zum Endgegner werden. Die Aufgabe gewinnt weiter an Schwere, wenn man die Absicht hat, sich autodidaktisch auf die Prüfung vorzubereiten und den lizensierten Vorbereitungskurs nicht besucht. Diese Begleitumstände, die bei der praktischen Gerätekunde zu Komplikationen führen könnten, verlangen bei der Erarbeitung dieses Themenkomplexes eine akribische und kleinschrittige Herangehensweise. Denn schon Konfuzius wusste: „Wer schnell das Ziel erreichen will, sollte langsam gehen.“
Natur- und Tierschutzgesetz als zentrales Leitmotiv
Bei meiner Vorbereitung auf den dritten Teil der Fischerprüfung ergab sich mir der Eindruck, dass es aus didaktischen Gründen vorteilhaft sein könnte, das Pferd von hinten aufzuzäumen und zunächst mit dem aus meiner Sicht leichteren, da weniger komplexen Teil (Punkt 10-16), zu beginnen, um sich dann im zweiten Schritt dem Rutenbau, also der eigentlichen Herausforderung (Punkt 1-9) des dritten Teils der Fischerprüfung, zu stellen.
(1) Zwischenfazit der Baumaßnahmen zur Kanalisierung des Hüller Bachs
Die Baumaßnahen im Rahmen der Renaturierung des Hüller Bachs schreiten weiter voran. Im Bereich des LSG Röhlinghausen lassen die Bauaktivitäten schon seit Wochen nach. Die Karawane scheint weiter flussaufwärts in Richtung Bochum-Hordel gezogen zu sein. Der Großteil des Baumaschinenfuhrparks und die Unmengen an Baumaterialien, die zwischenzeitlich hier deponiert waren, sind aus dem Landschaftsbild verschwunden. Auch der Bau der beiden Gebäude scheint abgeschlossen. In den letzten Tagen wurden vor allem Massen von Erdreich bewegt und das Areal strukturell gestaltet. Terraforming-XXL beschreibt diese Aktivitäten wohl am besten.
Zugang zur Kanalsisation am Ende der Retentionsfläche im LSG Röhlinghausen [Mai 2021].
Außerdem wurde auf einem knapp 50 Meter langen Flussabschnitt der Deich des Hüller Bachs einseitig abgesenkt. Sollte es zukünftig in Folge von Starkregenereignissen zu einem übermäßigen Ansteigen des Hüller Bachs kommen, haben die Wassermassen nun noch mehr Fläche, um in diesem Bereich kontrolliert über die Ufer treten zu können. Neben der temporären Speicherfunktion konnte mit der Maßnahme auch die Versickerungsfläche vergrößert werden.
Entfernung des Deichs damit die Retentionsfläche kontrolliert geflutet werden kann [BILD Mai 2021].
Das Containerdorf, welches im letzten Sommer unmittelbar hinter dem Tierheim stand, steht dort seit einiger Zeit nicht mehr. Das Rohrleitungssystem, welches das abgepumpte Grundwasser in die beiden Auffangbecken zurückgepumpt hatte, ist ebenfalls demontiert. Und die mobilen Baustellenzäune wurden mittlerweile durch festinstallierte Zäune ersetzt. Auch auf der zweiten Baustelle im LSG Röhlinghausen, im Bereich zwischen Reiterhof und Bahngleise stehen die Gebäude kurz vor der Fertigstellung. Lange kann es also nicht mehr dauern, bis endlich wieder Ruhe ins LSG Röhlinghausen einkehren wird.
Blick auf die Baustelle von der Hofstraße aus [Mai 2021].
(2) Wildfischerei im LSG Röhlinghausen
Das leidige Problem der Wildangler im LSG Röhlinghausen ist in diesem Jahr bisher noch nicht in der Art aufgekommen, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen ist. Vereinzelte Bierflaschen und eine frische Feuerstelle sind bis jetzt jedoch noch keine alarmierenden Indizien, dass der Bereich vermehrt zum illegalen Angeln missbraucht werden würde.
Mit Mais und Speisekartoffeln lassen sich Friedfisch wie Rotaugen, Rotfeder, Brassen und Karpfen fangen. Letztere gibt es im LSG Röhlinghausen zahlreich [Bild: Sommer 2020].
Erste Anzeichen sprechen aber dafür, dass die asozialen Akteure des Vorjahres zurück an den Tatort gekommen sind. Aus diesem Grund muss die Situation unbedingt weiter im Auge behalten werden, denn der Sommer ist noch lang und die letzten Wochen waren wettertechnisch vor allem geprägt von viel Niederschlag und ungemütlichen Temperaturen.
2.2 Praktischer Teil I – Bestimmung von Fischarten
Wer kein Ichthyologe ist und bisher auch sonst keinen Grund hatte, sich mit Fischen intensiver beschäftigen zu wollen oder zu müssen, der wird von der Diversität der in Deutschland heimischen Fischarten überrascht sein! Die Zahl der natürlich vorkommenden Fischarten wird in Deutschland mit 80 Arten – in einigen Quellen werden auch weit über 100 genannt, angegeben. Dass sich die Artenzahl aufgrund der in Zukunft zu erwartenden Neozoen weiter erhöhen wird, gilt zumindest als gesichert. Welche Fischarten in einem Gebiet vorkommen, hängt primär von den in einem Gebiet vorhandenen Gewässertypen (Meere, Flüsse, Kanäle, Seen) und deren Vernetzung ab. Für die Artenvielfalt spielen auch die Länder und Regionen eine Rolle, die ein Flusssystem von der Quelle bis zur Mündung durchfließt. Das Umweltministerium NRW beziffert die Zahl der in NRW heimischen Fische auf rund 60 verschiedene Arten.
Die 49 Einzelkarten des Fischarten-Sets des Landesfischereiverbandes NRW mit den originalen Abbildungen aller Fischarten, wie sie im Prüfungsteil 2 vorkommen werden.Weiterlesen →
Zeitlich betrachtet ist der schriftliche Teil im Vergleich zu den beiden anderen Teilen der Fischereiprüfung, der Prüfungsteil der mit 60 Minuten die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Da es natürlich nicht möglich ist, von der Dauer auf den Schwierigkeitsgrad des Prüfungsteils zu schließen, folgen nun die wesentlichen Fakten zu diesem schriftlichen Prüfungsteil. Viele der nachfolgenden Informationen finden sich in dem offiziellen Dokument der Verordnung zur Fischereiprüfung des Landesfischereiverbandes NRW.
Fakten, Fakten, Fakten…
Der Fragenpool, aus denen sich der schriftliche Prüfungsteil speist, umfasst insgesamt 359 MC-Fragen aus 6 verschiedenen Themenfeldern, wobei sich die Anzahl der Fragen pro Themenfeld deutlich unterscheiden.
Der Prüfungs-Fragebogen besteht aus insgesamt 60 MC-Fragen und setzt sich aus jeweils 10 Fragen aus jedem der 6 Themenfelder zusammen. MC steht in dem Fall für Multiple Choice und bedeutet, dass man es in der Prüfung mitausschließlich geschlossenen Fragen zu tun bekommt. Bei jeder Frage sind 3 mögliche Antworten angegeben, wobei nur eine der drei Antwortmöglichkeiten richtig ist, die es anzukreuzen gilt.
Tipps & Ratschläge zur autodidaktischen Vorbereitung
Wer in Deutschland an einem öffentlich-zugänglichen Gewässer gesetzeskonform angeln möchte, muss zunächst die Prüfung zum Sportfischereischein bestehen und im Besitz eines gültigen Angelscheins sein. Die Anmeldung zur Prüfung steht in NRW jedem frei.
Wer das Angeln an einem öffentlich-zugänglichen Gewässer in NRW gesetzeskonform und ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, ausüben möchte, der kommt nicht Drumherum, sich früher oder später der Sportfischerei-Prüfung zu stellen und diese mit Erfolg abzuschließen.
– ALLERLEI ZUR ANGELEI –
Vorgeschichte:
Als ich im Oktober 2019 – damit begonnen hatte, die Seite „Hans guck in die Natur“ zu starten, hatte ich im Zuge meiner Jahresplanung 2020 spontan das Ziel formuliert, den Sportfischereischein zu machen. Mit Angeln hatte ich bis zu dem Zeitpunkt nicht wirklich viel am Hut. Die Intention war es auch nicht, sich mit dem erworbenen „Angelschein“ legal ans nächste Gewässer zu setzen und zu angeln, sondern vielmehr sollte der Weg – also die zwingende thematische Auseinandersetzung mit dem Stoffgebiet, das eigentliche Ziel des Projekts sein. Denn auch in der Vergangenheit hatte ich immer mal wieder in den lokalen Medien beiläufig von den jährlich stattfindenden Vorbereitungskursen gelesen, die von den ortsansässigen Angelvereinen angeboten werden, um auf die Prüfung vorzubereiten, und war durchaus interessiert. Diese Kurse beginnen traditionell gegen Ende des Sommers und an dieser Tradition sollte auch CORONA nichts ändern können.
Viele Wege führen nach Rom – zum „Angelschein“ drei…
Nachdem ich mich für den Kurs bei der ASV Blitzkuhle entschieden hatte und es am 21.09.2020 dann auch endlich losgehen sollte, musste ich beim letzten Check der Vereinshomepage entsetzt feststellen, dass der Kurs entgegen meines Informationsstandes, „sich auch am 1. Veranstaltungstag respektive in den ersten beiden Wochen der Veranstaltung anmelden zu können“, schon ausgebucht war. Da ich mich zu dem Zeitpunkt aber auch schon auf den Kurs gefreut hatte und mich mit Literatur aus dem Internet eingedeckt hatte, stand für mich unmittelbar fest, nachdem ich bei der Unteren Naturschutzbehörde in Erfahrung bringen konnte, dass es in NRW die Option gibt, sich eigenständig auf die Sportfischereiprüfung vorzubereiten und die Prüfung nach erfolgter Anmeldung ablegen zu können, dass ich diesen Weg gehen werde.
Motivation:
Meine Motivation die Fischerei-Prüfung absolvieren zu wollen, fußt in erster Linie nicht auf dem Wunsch, mich mit der Angel in der Hand an ein Gewässer zu setzen, um rechtskonform Angeln zu dürfen. Die Quelle meiner Motivation speist sich vielmehr aus dem Eigeninteresse am Themenfeld, wobei sich der Hauptfokus auf den Schwerpunkt Natur und Umwelt richtet. Die Artenvielfalt der Fische ist in Deutschland mit rund 80 Arten relativ übersichtlich. Auf NRW bezogen reduziert sich die Anzahl auf gerade einmal unter 50 Arten – diese systematisch kennenlernen zu dürfen, war ein weiterer ausschlaggebender Aspekt bei meiner Entscheidungsfindung.
Abhängigkeiten zwischen Fischen, Amphibien und Gewässer
Da Fische aufgrund ihrer aquatischen Lebensform noch enger mit dem Element Wasser verbunden sind, wie es Amphibien in ihrer Larvenphase sind, Fische und Amphibien darüber hinaus in einem direkten Beute-Fressfeind-Beziehung stehen, war es für mich als aktiver Amphibienschützer folgerichtig, einen Blick über den Tellerrand in diese Richtung zu werfen. Zumal sich dieses Hobby mit einer renaturierten Emscher vor der Haustür für die Zukunft vorsorglich anbietet.
Der Angler als Schützer und Nutzer von Natur
Mir gefällt aber auch der Gedanke, dass Angler im besten Fall sowohl Naturschützer als auch Naturnutzer sind. Denn so wie Jäger durch Beschuss für eine optimale Rot- und Schwarzwilddichte im Wald sorgen, um Bereiche junger Bäume vor zu massiven Schäden durch Verbiss zu schützen, so hegt der Angler durch die kontrollierte und verantwortungsvolle Entnahme von Fischen Gewässer, sorgt für einen gesunden Fischbestand und stärkt das natürliche Gleichgewicht. Wobei diese Perspektive Angriffsfläche für Diskussionen bietet, da sie ohne Einschränkung nur dort Gültigkeit hat, wo das natürliche Gleichgewicht durch anthropogenen Einfluss gestört ist, was in einem zunehmend urbanen Umfeld aber eben auch für nahezu alle Gewässer und Wälder zutrifft.
Durch die im Laufe des Sommers 2020 beobachtete Fischwilderei, zu der es an den Hochwasser-Rückhaltebecken im LSG Röhlinghausen regelmäßig und massiv gekommen ist, wurde das Thema Angeln durchgehend präsent, wodurch das Vorhaben, den Angelschein machen zu wollen, um sich in diesem für mich neuen Themenfeld fortzubilden, weiter bestärkt wurde.
Erwartungshaltung:
Mögliche Schwierigkeiten und Herausforderungen der Prüfung
Wie schon mehr als einmal erwähnt, liegt der Fokus bei dem Projekt Angelschein für mich persönlich hauptsächlich auf den Bereichen Natur und Umwelt, Interesse an den heimischen Fischarten habe ich auch, aber eher nicht am Jagen und Fangen von Fischen. Zudem beschränken sich meine bisherigen Angelerfahrungen auf das Angeln am Forellenteich, wobei ich zugeben muss, dass ich bisher nicht die Muße an den Tag gelegt habe, mich mit technischen Fragen auseinandergesetzt zu haben. Diese Erlebnisse liefen eher nach dem Prinzip ab – schnell die Angel rausbringen, bisschen Schleppen und Auswerfen und sich in der Zeit dazwischen, wo nichts passiert, sich dem Biertrinken zu widmen.
Endgegner der Prüfung: Gerätekunde und praktischer Teil
Da es mein primäres Ziel also auch zukünftig nicht sein wird, ein guter Angler zu werden, um möglichst viele und große Fische zu fangen, wird die Herausforderung der Fischereiprüfung für mich persönlich darin liegen, mich mit den verschiedenen Angelmethoden und den Gerätekunde vertraut zu machen, was durch den Umstand keinen Vorbereitungskurs zu besuchen nicht einfacher wird. Zum Glück sind die Anforderungen in dem praktischen dritten Prüfungsteil mit insgesamt zehn waidgerechten Gerätezusammenstellungen relativ kompakt, weshalb sich auch dieser Bereich erarbeiten lässt. Schließlich ist das Internet voll mit Angel-Videos und anderen informative Seiten – einziges Problem wird hierbei die Unsicherheit sein, nicht wirklich wissen zu können, ob das gefundene Material dem aktuellen Stand der Prüfungsverordnung NRW entspricht und korrekt ist.
Vorab-Ratschläge für autodidaktische Vorbereitung in NRW
Tipp 1 – die offizielle Prüfungs-Dokumente besorgen!
Die Verordnung über die Fischereiprüfung ist das wichtigste Dokument, welches man sich vorab angeguckt haben sollte, bevor man mit der Vorbereitung auf die Fischereiprüfung loslegt. In diesem offiziellen Dokument des Landesfischereiverbandes werden alle Fragen aufgegriffen, die sich zu den Regularien und zum Prüfungsablauf ergeben. Die wichtigsten Infos für die Prüfungsvorbereitung finden sich in den dortigen Anlagen. Hier sind alle prüfungsrelevanten Aufgaben im Detail angegeben und erklärt. Wie ist die Prüfung aufgebaut, was wird in der Prüfung verlangt, welche Aufgaben wie zu erledigen sind, wie viele Punkte werden zum Bestehen der Prüfung benötigt und vieles mehr.
So finden sich in Anlage 1 exakt die 359 MC-Prüfungsfragen, von denen 60 im Prüfungsteil 1 zu beantworten sind. Die 10 Aufgabenstellungen (A1 – A10) zur waidgerechten Gerätezusammenstellung und ein Lösungsschlüssel zur Bewertung des praktischen Prüfungsteils finden sich in Anlage 2, wobei in dem Zusammenhang auf das Dokument „Übersicht über die Änderungen des Lösungsschlüssels für den praktischen Teil der Fischerprüfung“ hingewiesen werden muss, dass es unbedingt zu beachten gilt. Und in Anlage 3 findet sich die Namensliste der prüfungsrelevanten Fisch- und Krebsarten, die im Prüfungsteil 2 bestimmt werden müssen.
Tipp 2 – Aktualität und Bundeslandbezug beachten!
Bei der Verwendung von Lernmaterial aus dem Internet ist stets auf die Aktualität der Unterlagen zu achten, da Gesetze über die Jahre reformiert werden, sich der Stand der Wissenschaft ändert, Prüfungsordnungen überarbeitet und Verordnungen aktualisiert werden. Es ist außerdem immer darauf zu achten, dass das Lernmaterial den Anforderungen der offiziellen Prüfungsverordnung eures jeweiligen Bundeslandes entspricht, da Fischereirecht Ländersache ist, gibt teilweise erhebliche Unterschiede.
Eisangeln in Herne? Rückkehr der Wildangler ins LSG Röhlinghausen?
Auf der letzten Schnee-Runde durch die Landschaft von Erzbahntrasse und Hüller Bach führte mich mein Weg zu den Gewässerbiotopen im LSG Röhlinghausen an der Hofstraße. Die Stippvisite in dem Bereich wurde erforderlich, da die diesjährige Amphibienwanderung unmittelbar bevorsteht und sich die beiden Biotope in direkter örtlicher Nähe zur großen Baustelle für die Renaturierung des Hüller Bachs befinden. Im NSG Blumenkamp hatte sich in den letzten Monaten gezeigt, dass die baumaßnahmenbedingte Absenkung des Grundwasser zu einem akuten Austrocknen der Feuchtbiotope geführt hat, was das Laichgeschäft der Amphibien massiv und negativ beeinflussen würde. Die Situation im NSG Blumenkamp konnte letztendlich durch Einleitung des abgepumpten Grundwassers über ein umfangreiches Rohrleitungssystem entspannt werden. Bei der heutigen Begehung wollte also eruiert werden, inwieweit auch im LSG Röhlinghausen Handlungsbedarf bestehen würde.
Auffüllaktion im Februar 2021. Abzweigung des Rohrleitungssystems in den klienen Amphibien-Tümpel im NSG Blumenkamp. Aufgrund der Tiefsttemperaturen kurzzeitig demontiert [BILD: Feb2021].Weiterlesen →
Wilderei im Herner Schutzgebiet. Die Machtlosigkeit der Behörden. Letzter Beitrag zum Themenschwerpunkt Fischwilderei 2020.
Die in der CHRONOLOGIE beschriebenen Geschehnisse und Beobachtungen der Wildfischerei-Aktivitäten rund um das Hochwasser-Auffangbecken im LSG Röhlinghausen erstreckten sich über einen Zeitraum von fast sechs Monaten. In diesem Zeitraum konnten große Mengen an Angelausrüstung beschlagnahmt, mehrere Täter durch die gerufene Polizei festgenommen und Unmengen an Müll aus der Natur entfernt werden. Während dieser Wildfischerei-Episode richteten sich die ersten Verdachtsmomente, was die potentiellen Täter betraf, schon zu einem frühen Zeitpunkt unserer Ermittlungen in Richtung osteuropäische Montagearbeiter. Zugegebenermaßen war und ist diese Annahme hochspekulativ. Aus diesem Grund möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich darauf hinweisen, dass eine subjektive Interpretation einer diffusen Indizienlage zu diesem Anfangsverdacht geführt hat und deshalb mit Vorsicht zu genießen ist.
Klarstellung und Distanzierung
Zudem liegt mir nichts ferner, als im Rahmen des Beitrages irgendeine Art von „Racial-Bashing“ zu betreiben oder eine ganze Bevölkerungsgruppe zu diskreditieren. Andererseits haben sich im Laufe der Wildangelsaison neben hochspekulativen Indizien auch unwiderlegbare objektive Beweise ergeben, die den auf Spekulationen fußenden Anfangsverdacht untermauert bzw. erhärtet haben, wobei das mitgehörte Gespräch zwischen Polizei und Wildangler (1.) aus meiner Sicht zumindest hinsichtlich der Frage nach einer Nationalität der Verdächtigen keine zwei Interpretationen zulässt. Im folgenden Abschnitt sind die wesentlichen Punkte, Indizien und Beweise aufgelistet.
I. Fakten, Beweise, Indizien, Beobachtungen und Interpretationen
(1.) Ein mitgehörtes Gespräch zwischen Polizei und einem Angler, bei dem der eine Fischdieb zur Entschuldigung seines Fehlverhaltens meinte: „Bei uns in Polen ist anders“.
(2.) Vermehrt Montagearbeiter, die bei der Kanalisierung des Hüller Bachs und beim Bau des Pumpwerkes im Einsatz sind. Dass diese Personen an Wochenenden oder nach Feierabend viel Zeit und Langeweile haben, um Unmengen an Alkohol beim Angeln zu konsumieren, klingt für mich ziemlich plausibel und ist verständlich. Allerdings passt dieser Überlegungsansatz lediglich auf die ersten drei Personen vom 05.07.2020, die nicht überführt werden konnten, aber eher nicht unbedingt auf die vier überführten Personen, unter denen sich überraschenderweise sogar eine Frau befunden hatte.
(3.) Unerklärlich bleibt auch der Grund dafür, dass an mehreren Tagen (08.05.2020; 14.07.2020) mehrere herrenlose Angeln am Ufer auslagen. Die Beobachtung der ausliegenden Angeln könnte dafür sprechen, dass ein möglicher Schlafplatz in unmittelbarer Nähe zum Gewässer liegt, was auf die Wohncontainer auf den angrenzenden Baustellen zur Kanalisierung des Hüller Bachs und zum Bau des Pumpwerkes zutreffen würde.
(4.) Auch die Massen an leeren Tyskie-, Bier und Schnapsflaschen könnten für diesen Erklärungsansatz sprechen, wobei auch klar sein sollte, dass nicht nur Polen oder Osteuropäer Unmengen an Alkohol oder polnisches Bier trinken, dennoch ist die Annahme auch nicht so abwegig und die Vermutung vor allem vor dem Hintergrund der vorherigen Indizien naheliegend.
(5.) Der am Ufer gefundene noch halbvolle Kochbeutel mit Buchweizen, den ich bis dahin noch nie gesehen hatte und nur Dank Didi überhaupt wusste, worum es sich dabei gehandelt hatte, könnte dafür sprechen, dass es sich um erfahrene Angler handelt, die eine große Palette an Köderalternativen im Angebot haben und einsetzen. Bei meiner Recherche im Internet zum Buchweizen habe ich allerdings auch erfahren, dass Buchweizen als fester Bestandteil der traditionellen osteuropäischen Küche gilt, und lange Zeit vor allem in Polen und Russland als Reisersatz gedient hat, womit sich ein weiteres Indiz für die osteuropäische Montagearbeiter-Theorie ergeben würde.
II. Asservatenkammer mit Sammlung konfiszierter Asservate
Die Bilder zeigen einen Teil der konfiszierten und mittlerweile entsorgten Tatwerkzeuge, die in den zurückliegenden sechs Monaten herrenlos im LSG Röhlinghausen an der Hofstraße durch uns aufgefunden wurden. Da nicht alle Funde bildtechnisch dokumentiert werden konnten, zeigen die Bilder lediglich einen Teil des konfiszierten Angelmaterials. Sowohl über den Fund als auch über den Verbleib wurde die Untere Naturschutzbehörde der Stadt in Kenntnis gesetzt, die uns grünes Licht für unser Vorgehen gegeben hat.
In dem sechsmonatigen Zeitraum konnte die SoKo Poseidon bei ihren sporadischen Bereichskontrollen im LSG Röhlinghausen insgesamt 9 Angeln, 1 Unterfangkescher sowie eine Sporttasche mit einem Sammelsurium an Angelequipment beschlagnahmen.
3 Angeln ausliegend am Ufer (08. Mai 2020)
2 Ruten am Spannungsmast (17. Mai 2020)
1 Unterfangkescher (21. Juni 2020)
2 Angeln hinter dem Baum (13. Juli 2020)
2 herrenlose Angeln (14. Juli 2020)
1Tasche mit Equipment (21. Juli 2020)
Macht nach Adam Riese und Eva Zwerg: 9 Angeln + 1 Kescher 1 komplettes Allerlei an Angelequipment !!!
Schlussresümee und Aktenschluss
Trotz der mehr oder weniger eindeutigen Indizienlage lässt sich über die Wildfischer kein finales Urteil bilden und letztendlich ist es auch egal, ob die Täter aus Polen, Russland oder Deutschland kommen, oder ob sie als Montagearbeiter, Busfahrer oder Gärtner tätig sind. Was aber keineswegs egal sein darf, ist die Tatsache, dass diese Personen in den vergangenen sechs Monaten im LSG Röhlinghausen erhebliches Chaos angerichtet haben. Mit ihrem asozialen Verhalten haben sie in dem naturnahen Gewässerrefugium massive Störungen verursacht, weshalb feststeht, dass sie für den an Flora und Fauna begangenen Frevel unbedingt zur Rechenschaft zu ziehen sind.
Friedlich-idyllische Szenerie im Sommer 2019 – ein Graureiher teilt sich mit einer Gelbwangen-Schmuckschildkröte eine kleine Insel am Auffangbecken im LSG Röhlinghausen [BILD Juli 2019].
Immerhin ist es Didi und mir gelungen, vier der Umweltsünder der gerechten Strafe eines polizeilichen Ermittlungsverfahrens zuzuführen, was zumindest hoffen lässt, dass bei ihnen für die Zukunft eine Verhaltensänderung eintritt. Ob und wie dieses befremdliche Verhalten letztendlich durch die Justiz sanktioniert wird, liegt nicht in unserer Macht. Der Natur im LSG Röhlinghausen bleibt zum Ende der SoKo Poseidon nur noch zu wünschen, dass sich die diesjährigen Geschehnisse in 2021 nicht wiederholen werden, womit die 2020er-Akten dann auch geschlossen werden können.
Eine kurze Einleitung zur Chronologie der Ereignisse im Zeitraum von Mai bis Oktober 2020. Wilderei im Herner Schutzgebiet.
In den zurückliegenden Monaten 2020 kam es im LSG an der Hofstraße in Herne-Röhlinghausen zur wiederholten Fischwilderei. Schon in der Vergangenheit sprachen kleinere Indizien dafür, dass zumindest am großen der beiden Gewässer immer mal wieder illegale Angelaktivitäten stattfinden. Mal lag dort eine leere Maisdose, Mal an anderer Stelle am Ufer eine kaputte Pose oder Reste achtlos weggeworfener Angelschnüre, all diese Beobachtungen haben keine anderen Annahmen zugelassen. Lange Zeit war ich allerdings davon ausgegangen, dass es sich bei den Tätern um naiv agierende Kinder oder Jugendliche handeln würde, doch durch die erfolgten Beobachtungen bin ich mittlerweile eines Besseren belehrt worden. Es hat sich eindeutig gezeigt, dass hier keineswegs unbedacht handelnde Kinder sondern erwachsene Fischdiebe am Werk sind, die semi-professionell ausgerüstet und in Kleingruppen organisiert auftreten.
Das Strafmaß ist höher, als man meint…
Was mich bei meinen Recherchen zu diesem Beitrag und dem Thema Fischwilderei überrascht hat, war die Erkenntnis, dass das Angeln ohne Angelschein nicht nur eine Ordnungswidrigkeit darstellt, sondern dass beim Tatbestand der unberechtigten Angelei je nach den vorliegenden Umständen sogar eine Straftat vorliegen kann, die laut Strafgesetz mit Geldstrafe oder Haftstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet wird. Und damit nicht genug!
Im Strafgesetzbuch (StGB) findet sich hierzu:
§ 293 (StGB) – Fischwilderei
Wer unter Verletzung fremden Fischereirechts oder Fischereiausübungsrechts
fischt oder
eine Sache, die dem Fischereirecht unterliegt, sich oder einem Dritten zueignet, beschädigt oder zerstört,
wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.
…und die Konsequenzen reichen noch weiter, als gedacht!!!
Darüber hinaus kann das bei der Tat verwendete Tatwerkzeug, im Fall der Fischwilderei handelt es hierbei um Angeln, Reusen, Kescher und Angelequipment bei einer unerlaubten Jagd im Wald kann es neben Waffen und Fallen sogar der mitgeführte Hund sein, durch die Exekutive also durch die gerufene Polizei konfisziert werden.
Im Strafgesetzbuch (StGB) findet sich hierzu:
§ 295 Einziehung
Jagd- und Fischereigeräte, Hunde und andere Tiere, die der Täter oder Teilnehmer bei der Tat mit sich geführt oder verwendet hat, können eingezogen werden. § 74a ist anzuwenden.
Unwissenheit schützt auch in dem Fall nicht vor Strafe…
Es ist zwar durchaus möglich, dass sich die Täter der Höhe einer drohenden Strafe nicht vollumfänglich bewusst sind, aber Jedem, der ohne gültige Papiere an einem Gewässer in einem Schutzgebiet Angeln geht, klar sein muss, dass Unwissenheit nicht vor Strafen schützt. Unabhängig vom Wissen oder Unwissen der Täter steht für mich persönlich in diesem vorliegenden Fall fest, dass Personen die dermaßen respektlos mit der Umwelt im Allgemeinen und erst recht mit der Natur in einem Landschaftsschutzgebiet umgehen, unbedingt die volle Härte des Gesetztes erfahren müssen, denn das, was diese asozialen Gestalten regelmäßig im LSG Röhlinghausen an Chaos und Zerstörung hinterlassen, ist für Normaldenkende mit einem weniger gestörten Naturbewusstsein mehr als befremdlich und darüber hinaus im hohen Maße schädlich für die heimische Flora und Fauna!!!
Jetzt ist es amtlich. Gestern bestätigte sich, was aufgrund Hernes Top-Platzierung im Corona-Sieben-Tage-Inzidenzen-Ranking schon seit den letzten Wochen zu befürchten war. Die Untere Jagd- und Fischereibehörde im Fachbereich Stadtgrün informierte per Brief über die coronabedingte Absage der Sportfischerprüfung 2020.
In dem Brief vom Fachbereich Stadtgrün der Stadt Herne heißt es:
„In Anbetracht der aktuellen Entwicklungen der Corona-Pandemie hat man sich in Abstimmung mit dem Krisenstab der Stadt Herne dazu entschlossen, die für den Zeitraum vom 23. – 26. November geplante Prüfung abzusagen. Da auch nicht vorhergesehen werden kann, wie sich die Pandemie weiter entwickelt, wird kein Ersatztermin benannt. Eine Rückerstattung der schon bezahlten Prüfungsgebühren kann unter Angabe der Kontodaten beantragt werden. Alternativ kann die Gebühr für die Teilnahme an der nächsten Prüfung Berücksichtigung finden.“
Lernmaterial zur autodidaktischen Vorbereitung auf die Fischereiprüfung: Lernkarten Fische in NRW, Verordnung über die Fischereiprüfung mit den 360 original MC-Fragen sowie verwendeter Literatur [BILD: November 2020].
Glücklicherweise sind 360 MC-Fragen, 50 Fischarten, die anhand von Bildern zu erkennen und zu benennen sind sowie 10 verschiedene Ruten, die für verschiedene Angelmethoden und Zielfische zusammenzustellen sind, nicht so umfangreich, dass man sich nicht innerhalb von einer Woche wieder erfolgsversprechend auf die Prüfung vorbereiten könnte. Zumal wenn man sich schon einmal intensiv auf die Prüfung vorbereitet hat und im Besitz aller der Prüfungsaufgaben ist. Es bleibt dennoch zu hoffen, dass sich zeitnah ein Ersatztermin finden lässt und dass sich bis zum nächsten Prüfungstermin nichts Wesentliches hinsichtlich des Prüfungsinhaltes ändert, wobei Letzteres unwahrscheinlich scheint und demnach auszuschließen ist.
Aufgeschoben, ist nicht aufgehoben…
Drei Wochen vor dem eigentlichen Prüfungstermin steht also fest, dass Corona nicht nur dafür gesorgt hat, dass die Plätze in den Vorbereitungskursen auf den Sportfischereischein reduziert werden mussten und ich bei der Kursplatzvergabe leerausgegangen war, da ich mich darauf verlassen hatte, mich am ersten Kurstag anmelden zu können, nein, Corona hat auch dafür gesorgt, dass ich mich die letzten Wochen auf eine Prüfung vorbereitet habe, die vorerst nicht stattfinden wird. Idealerweise hätte ich meine autodidaktische Erschließung des Themengebietes und die Vorbereitung auf die Prüfung mit einem positiven Prüfungsresultat abgeschlossen, aber nun gut, ändern lässt sich an der Situation sowieso nichts.
Petri Heil, heißt es in Anglerkreisen, womit wir auch schon bei einem Thema dieses Beitrages sind. Darüber hinaus wartete Heute auf mich ein landschaftliches Novum, da ich beim Angeln am Rhein-Herne-Kanal war und die dortige Kanallandschaft eines kleinen Industriehafens aus der Perspektive eines Anglers beobachten konnte. Wie es zur spontanen Angelexpedition gekommen war, ist schnell erzählt.
Vor einigen Tagen hatte Didi nebenbei verlauten lassen, dass er in 2020 erst viermal zum Angeln am Kanal war und beabsichtigte, dies zeitnah ändern zu wollen. Für mich als Nichtangler hörte sich „viermal im Jahr“ jetzt nicht so wenig an, bedenkt man aber, dass Didi durch seine Vereinszugehörigkeit beim ASV Blitzkuhle eine ganzjährliche Berechtigung hat, um an den vereinsbetreuten Strecken des Rhein-Herne-Kanals kostenlos angeln zu können, dann sind die Viermal in elf Monaten in jedem Fall recht überschaubar.
Didi mit Sack und Pack am Ende des Hafenbeckens vom Hafen Grimberg [BILD: 07.11.2020].Weiterlesen →
SoKo Poseidon verkündet nächsten Schlag gegen die Fischdiebbande. Erneuter Polizeieinsatz im LSG Röhlinghausen führt im Rahmen der Ermittlungen zur Fischwilderei zu den Festnahmen drei und vier.
04. September 2020
Kein Ende in Sicht – immer wieder neuer Müll
Schon eine Woche nach der erfolgreichen Überführung von zwei Wildanglern ist der Bereich wieder mit mutmaßlich neu dazu gekommenen Verpackungsallerlei vermüllt, was in jedem Fall nicht dafür spricht, dass sich irgendwas an der Problematik durch die wiederholte Polizeipräsenz und auch nicht durch den erfolgreichen Polizeieinsatz vom 28.08.2020 geändert hat.
Müllflut im LSG: Unmengen von Bierflaschen und sogar ein Küchenstuhl [BILD: 04.09.2020].
Entweder gehören die überführten Personen und die aktuell weiterhin wildangelnden Personengruppe nicht zusammen oder sie kennen sich, lassen es aber trotzdem drauf ankommen und gehen das Risiko einer eigenen Anzeige trotz der Vorkommnisse ein, vielleicht auch weil sie sich durch die Abgeschiedenheit der Örtlichkeit des LSGs sicher fühlen.
08. September 2020
Eine Müllflut überschwemmt das LSG
Nach dem Wochenende steht das Tor zum Zwischenbereich wieder offen, Kette und Schloss wurden erneut entfernt?! Aufgrund der prinzipiellen Nutzlosigkeit des Tores frage ich mich mittlerweile, wer und warum sich die Situation am Tor ständig ändert. Im Uferbereich sind nach Begehung und intensiver Sichtkontrolle keine Personen wahrzunehmen. Dafür gleicht der Bereich einmal mehr einer Wilden Müllkippe. Warum man sich an diesem idyllischen Flecken Natur so asozial aufführen muss, bleibt mir auch nach mittlerweile über zwei Monaten mit vergleichbaren Beobachtungen dieser Art ein großes Rätsel.
Mais & Kartoffeln als Köder, sprechen für Karpfen als Zielfisch!
Köderboxen, Mais, gekochste Kartoffeln und Paniermehl – die verwendeten Köder [BILD: 08.09.2020].
Die Spuren im Uferbereich sprechen einmal mehr eine eindeutige Sprache. Am Wochenende wurde in dem Bereich ausgiebigste getrunken und geangelt. Große Maisdosen, leere Gläser gekochter Kartoffeln, dutzende Bier- sowie Wein- und Schnapsflaschen liegen auf der Uferwiese und im ufernahen Gebüsch. Dieser Anblick von Respektlosigkeit gegenüber Umwelt und Natur kann einem echt wütend machen.
Auf der gegenüberliegenden Uferseite sieht es zudem so aus, als hätten sich die Wildangler einen weiteren Angelplatz an einer Stelle am Gewässer strategisch so eingerichtet, dass man sie vom offiziellen Rundweg aus nicht unmittelbar beobachten kann.
Der alternative Angelplatz am gegenüberliegenden Ufer [BILD: 08.09.2020].
Der sonst geschlossene Schilfgürtel ist in diesem Bereich des Ufers an diversen Stellen entfernt und zertrampelt worden. Aufgrund des Ausmaßes der Vermüllung im Bereich der naturnahen Technischen Anlage sollte unbedingt zeitnah Mal eine Aufräumaktion erfolgen, doch von offizieller Seite tut sich bisher unverständlicherweise rein gar nichts.
Der neue Angelplatz aus der Nähe betrachtet. Auch hier überall Müll und Föaschen [08.09.2020].
13. September 2020
Zweiter D-Day für die Fischdiebband innerhalb von 2 Wochen
Die sporadischen Beobachtungen der letzten Wochen hatten uns zu der Vermutung kommen lassen, dass die Fischwilderer vornehmlich am Wochenende aktiv sind und dementsprechend auch an diesem Wochenende wieder zuschlagen könnten. Aufgrund der darüber hinaus erfolgsversprechenden Wetterprognose hatten wir uns tags zuvor dazu entschlossen, uns am Sonntag um 8 Uhr im LSG Röhlinghausen zu treffen.
Biß zur falschen Zeit: Fisch verrät die Position des Fischdiebes
Im LSG angekommen sieht die Lage zunächst ruhig und unscheinbar aus. Angler sind aus der Ferne offensichtlich nicht zu erkennen. Doch der Schein trügt. Nachdem wir uns dazu entschieden hatten, trotzdem eine Runde um die Gewässer zu machen, um den Uferbereich auf Verunreinigungen zu kontrollieren, bemerke ich auf Höhe des Tores beim Blick auf die Wasseroberfläche zunächst eine gespannte Schnur, die ins ufernahe Gebüsch hineinragt. Ein Angler war allerdings aufgrund des dichten Uferbewuchses vom Weg aus nicht zu erkennen. Um eine bessere Perspektive auf das Geschehen zu erhalten, näherte ich mich lautlos dem Ufer und es zeigte sich unmittelbar die Ursache für die gespannte Schnur.
Verräterischer Fang – die Freude darüber währte nur kurz [13.09.2020].
Erst den kapitalen Karpfen am Haken und dann im Netz der Polizei
Denn es sollte sich zeigen, dass am Ende der Schnur ein kapitaler Fisch hängt, der so wie es aussah, schon müde gedrillt war. Schnell sind ein paar Beweisfotos gemacht. Der Fisch lässt sich später auf den Fotos am PC eindeutig als Karpfen identifizieren. Und dann kommt auch der Angler aus seiner Gründeckung und lässt sich dabei fotografieren, wie er den Fisch alles andere als waidgerecht – weil ohne Unterfangkescher landet.
Fischdieb inflagranti bei der Tatausführung ertappt. Zeit die Polizei zu rufen [13.09.2020].
Nachdem eindeutige Beweise dafür vorlagen, dass auch heute wieder Wilddiebe am Werk sind, riefen wir unmittelbar die Polizei, die keine zehn Minuten danach im LSG Röhlinghausen eintrifft. Nach kurzer Instruktion begaben sich die drei Beamten in den Zwischenbereich der beiden Hochwasserauffangbecken und konnten, wie es sich im weiteren Verlauf der Geschehnisse herausstellte, 2 Angler auf frischer Tat überraschen und auch stellen.
Festnahme und Gefangenenabtransport im zweiten Fahrzeug
Im weiteren Verlauf der Aktion erreichte ein zweites Polizeifahrzeug das LSG an der Hofstraße in Röhlinghausen und verbrachte die beiden Straftäter schließlich – vermutlich für erkennungsdienstliche Maßnahmen, zur Wache nach Wanne. Welche Umstände dazu geführt haben, dass diese Straftäter mitgenommen wurden, lässt sich ohne polizeiinterne Informationen nicht sagen.
Abtransport der überführten Fischdiebe im LSG Röhlinghausen [13.09.2020].
Möglicherweise hatten die Personen keine gültigen Ausweispapiere dabei, wobei eine Personenidentifizierung sicherlich auch via Funk möglich und ausreichend gewesen wäre. Vielleicht waren die Täter auch polizeibekannt oder es lagen gegen sie offene Haftbefehle vor?! Nach zwei erfolgreichen Täterüberführungen sollte sich doch langsam aber sicher mal rumgesprochen haben, dass es sich nicht lohnt, an dem Gewässer im LSG Röhlinghausen weiter illegal zu angeln. Bleibt zu hoffen, dass diese Einsicht auch bei den kriminellen Anglern möglich bald einkehrt.
Bloß eine Frage der Zeit bis die ersten Fischdiebe ins Netz gehen. Fischwilderei ist keine reine Männerdomäne. Ob nach den Festnahmen im LSG Röhlinghausen wieder Ruhe einkehrt? Wohl eher nicht!
11. August 2020
Fast zwei Wochen sind seit der letzten Bereichsbegehung mit annähernd erwähnungswürdigen Beobachtungen vergangen. In der Zwischenzeit hatte ich beim Durchlaufen des LSG, was vorzugweise am Wochenende und in den Morgenstunden erfolgt war, aus dem Areal mehr als einmal (1-2) ein freudiges Hundebellen und die Stimme einer Hundetrainerin vernommen, die nach meinem Kenntnisstand für die Durchführung von Schulungen und Workshops, die an dem Ort auch schon früher stattgefunden haben, eine städtische Duldung hat. Aufgrund dieser akustischen Wahrnehmungen hatte ich es für nicht notwendig erachtet, den Bereich selbst noch aufzusuchen, um nach dem Rechten zu sehen, denn es war davon auszugehen, dass die Wildangler wohl eher nicht in Anwesenheit fremder Personen angeln würden.
Die Situation am Zugangstor am 11. August – mittlerweile sind Schloss und Kette Nr. 2 auch schon wieder verschwunden [BILD: Sommer 2020].
Während ich am 26.07.2020 noch überrascht verkündet hatte, dass das Zugangstor zum umfriedeten Bereich der Technischen Anlage mit neuem Schloss und stabiler Kette gesichert war, so ist das Schloss samt der Kette irgendwann im Zeitraum der letzten zwei Wochen auch schon wieder verschwunden. Nach Betreten des Bereichs fällt sofort auf, dass der Bereich weiterhin stark vermüllt ist, angelnde Personen sind dahingegen keine anzutreffen, doch das Wildangler-Problem scheint weiterhin akut zu sein.
27. August 2020
Nachdem es in den letzten 2-3 Wochen relativ ruhig geblieben ist, zumindest was die beobachteten Wildangler-Aktivitäten im LSG Röhlinghausen betrifft, was sicherlich auch daran gelegen haben wird, dass mich meine Laufrunden eher selten durch das LSG geführt haben, musste ich nach Betreten des Uferbereiches wenig überrascht feststellen, dass sich an der prekären Vermüllungssituation noch immer nichts geändert hat.
Ein Blick ins ufernahe Gebüsch zeigt den respektlosen Umgang der Wildangler mit der Natur. So wie an der Stelle sieht es im gesamten Bereich des Gewässers aus [BILD: 27.08.2020].
Der Verschmutzungsgrad hat gefühlt noch einmal zugenommen, was wohl auch damit zusammenhängt, dass seit dem 13.07.2020 niemand mehr vor Ort dafür gesorgt hat, dass zumindest der grobe Abfall eingesammelt wurde. Der hohen Anzahl an aufgefundenen Bierflaschen nach zu urteilen, ist hier in den letzten zwei Wochen entgegen meiner bisherigen Annahme wohl doch regelmäßiger geangelt worden.
Neben einem nicht vorhandenen oder zumindest gestörten Naturbewusstsein scheint Alkohl ein zweites Problem dieser Wildangler zu sein [27.08.2020].
Frische Feuerstellen befinden sich sowohl unten am Ufer als auch oben im Bereich des Hochspannungsmastes und seit neustem liegt sogar ein mit Leder überzogener Küchenstuhl im Bereich des Gewässerufers. Aufgrund der zunehmenden Vermüllung des ansonsten naturnahen Bereiches und vor allem weil Verpackungsmüll zunehmend ins Gewässer geweht wurde, hatte ich mich mit Didi dazu entschlossen, den Bereich am nächsten Tag zum widerholten Male oberflächlich vom Müll zu befreien. Neben dem Aufräumen erhofften wir uns insgeheim aber auch in den Morgenstunden vielleicht Angler in flagranti bei ihren illegalen Aktivitäten erwischen zu können.
Eine von mehreren Feuerstellen im LSG Röhlinghausen, die Müllflut ist am Gebüschrand nur zu erahnen [BILD: 27. August 2020].
28. August 2020
Plogging am Morgen startet mit einer Überraschung
Als ich das LSG gegen 8.30 Uhr über die Hüller-Bach-Brücke erreiche, kann ich Didi schon aus der Ferne erkennen. Doch warum er sich wieder von den beiden Auffangbecken wegbewegt und wer die Person ist, mit der er sich unterhält, erklärt sich mir zunächst nicht. Bei der morgendlichen Gesprächsrunde angekommen, höre ich heraus, dass Didi den Hundebesitzer wohl nach einem Handy gefragt hatte. Woraufhin dieser ihm die Nutzung seines Handy anbietet, aber gleichzeitig zu verstehen gibt, dass er eigentlich keine Zeit hat, da er vor der Arbeit nur kurz mit dem Hund eine Runde gehen musste, weshalb Didi dankend ablehnt und sich mir zuwendet. Aufgeregt erzählt er mir sodann, dass er zwei schwerbepackte Personen gesehen hätte, die den Bereich an den Auffangbecken betreten haben und sich im Uferbereich aufhalten würden. Allerdings ist er sich nicht zu 100% sicher, ob es sich um Wildangler handelt.
Die Beweise sind erdrückend und eindeutig!
Da auch ich kein Handy dabei hatte, geht Didi unmittelbar zum Tierheim, um dort die Möglichkeiten abzuchecken, ob die Polizeiwache in Wanne von dort aus informiert werden kann. Ein nutzbares Telefon ist umgehend gefunden. Während Didi die Telefonsituation abklärt, versuche ich mich vorsichtig dem Ufer zu nähern, um mittels Kamera in Erfahrung zu bringen, was die Personen am Gewässer tun. Denn es wäre grundsätzlich auch denkbar gewesen, dass die Personen lediglich am Ufer des Gewässers picknicken oder sich aus anderen erklärbaren Gründen dort aufhalten, ohne dass sie illegalen Angelaktivitäten nachgehen. Nachdem auf den Fotos aber eindeutig zu erkennen war, dass es sich zweifelsfrei um Wildangler handelt, was an den am Ufer liegenden Angeln zuerkennen war, gebe ich Didi das Signal, die Wache in Wanne zu informieren.
Wildanglerin inflagranti beim Anlegen des Futterplatzes erwischt. Wähhrenddessen liegen die fangbereiten Angeln am Ufer. Die Indizien sprechen eine eindeutige Sprache [BILD: 28.08.2020].
Während wir auf die Polizei warteten, behielten wir die Situation aus der Ferne weiter im Blick. Mit Hilfe des Zooms der Kamera war im Uferbereich eindeutig eine blonde weibliche Person zu erkennen, die gerade dabei war, mit Futterteig einen Futterplatz einzurichten. Mit dem Anlegen eines Futterplatzes versucht man Fische an die Stelle des Gewässers zu locken, die man dann mit Hilfe seiner Angel beangelt. Das Füttern von Fischen stellt zwar noch keine Straftat dar, da allerdings die Angelruten fangbereit am Ufer positioniert waren, konnte davon ausgegangen werden, dass die strafbare Handlung des Wildfischens unmittelbar bevorsteht. Wobei im Grunde nicht erst das Auswerfen der Angeln den Straftatbestand der Fischwilderei darstellt, sondern schon das alleinige Mitführen fangbereiter Angeln als Angeln ohne Erlaubnis zu bewerten und strafrechtlich relevant ist.
Die gerufene Streife befolgt unsere Ratschläge und betritt mit drei Beamten das Landschaftsschutzgebiet [BILD: 28.08.2020].
Nachdem der Streifenwagen nach knapp 15 Minuten über die Hofstraße in den Lerchenweg einbiegt, hatte das Warten ein Ende und wir konnten die Beamten mit Hilfe der gemachten Bilder über die Situation und die Örtlichkeit informieren. Zudem konnten wir sie davon überzeugen, den Streifenwagen vor der Auffahrrampe zu parken und das LSG zu Fuß zu begehen. Denn in keinemfall sollte sich die Schmach vom 05. Juli 2020 wiederholen. Da der offizielle Weg der Beamten unweigerlich durch das freie Blickfeld der Wildfischer führt, war kurzzeitig zu befürchten, dass die Beamten von den Anglern zu früh erkannt werden könnten und zu fliehen versuchen. Doch die Angler sind in der frühen Phase des Angelns zu sehr mit sich selbst beschäftigt und schöpfen keinen Verdacht.
Eine halbe Stunde nach Eintreffen der Polizei sind zwei Straftäter überführt [BILD: 28.08.2020].
Nicht nur bei ARD & ZDF, sondern auch mit 60-fachem Zoom…
Währenddessen die polizeiliche Maßnahme anlief, hatte ich mich mit Didi auf der anderen Seite der Hofstraße in unmittelbarer Nähe zu den Zugangssperren vor der kleinen Berghalde positioniert. Dank des 60-Fach-Zooms der Kamera hatten wir die Szenerie und den weiteren Ablauf selbst aus dieser Entfernung noch gut im Blick. So konnten wir dann auch beobachten, wie nach einer guten halben Stunde die drei Beamten mit zwei schwerbepackten Personen aus dem Bereich der beiden Auffangbecken kamen. Während die offensichtlich überführten Fischdiebe vornewegliefen, folgten die Beamten mit minimalem Sicherheitsabstand. Die polizeiliche Maßnahme war mit dem Abführen allerdings noch nicht beendet, es folgte anschließend noch eine gründliche Wagenkontrolle, die sogar einen intensiven Blick unter die Motorhaube beinhaltete.
Gefühlschaos – unschuldig, schuldig oder selbst in Schuld?!
Rückblickend muss ich gestehen, dass die Gefühle, die in mir während der polizeilichen Maßnahme und in den Momenten, als mir nach und nach bewusst wurde, dass letztendlich wir für die Festnahme und die möglicherweise weitreichenden Konsequenzen für die Wildangler verantwortlich sind, hochkamen, mindestens ambivalent waren. Auf der einen Seite habe ich mich ein bisschen als Denunziant, als Verräter gefühlt, der mit seiner Verpetzerei Andere tief in die Scheiße geritten hat, auf der anderen Seite als Ultra-Ökoaktivist, als heldenhafter Naturschützer, der in der Situation pflichtbewusst gehandelt hat, wobei das Gefühl das Richtige im Sinne des Naturschutzes getan zu haben, am Ende dann doch überwogen hat.
Problemfeld Kleingewässer im Stadtgebiet von Herne
Forderung: „Herne braucht einen Aktionsplan für resiliente Feuchtbiotope„
Die erste Augustwoche 2020 mit ihren Tageshöchsttemperaturen stetig über 30°C hat den Feuchtbiotopen auf Herner Stadtgebiet nach den ohnehin schon wiederholt niederschlagsarmen Vormonaten erheblich zugesetzt. Die Wasserstände vieler Gewässer haben aber nicht erst seitdem einen mindestens kritischen Pegel erreicht, denn einige Kleingewässer wie beispielsweise die beiden Feuchtbiotope im LSG Pluto V oder auch der Tümpel auf der Plutohalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm liegen schon mindestens seit Anfang Juli komplett trocken.
Der kritische Punkt im Sommer 2020 scheint erreicht?!
Dennoch hat die jüngste Hitzeperiode die Situation weiter verschärft und dazu beigetragen, dass nun auch Gewässer in Bedrängnis geraten sind, die bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keine gravierenden klimabedingten Stresssymptome aufgewiesen hatten. Zu diesen resilienteren Gewässern auf Herner Stadtgebiet zählen eigentlich auch die sieben Feuchtbiotope, die um die Thyssenhalde herum angelegt sind, über eine vernünftige Tiefe verfügen und regelmäßig über das Drainagesystem mit Haldenoberflächenwasser gespeist werden.
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Feuchtbiotop an der Thyssenhalde im NSG Berghalde Pluto-Wilhelm
Todesursache akuter Sauerstoffmangel?!
Die gestrige Beobachtung einer toten Rotfeder, die eine stattliche Größe von geschätzt 35 cm aufwies, ist allerdings ein deutliches Indiz dafür, dass mittlerweile auch diese Gewässer für aquatische Lebensformen zunehmend zur Todeszone werden. Neben dem Totfund weisen auch faulige Gerüche im unmittelbaren Umfeld der Feuchtbiotope auf die aktuellen hochsommer-typischen Probleme dieser künstlich geschaffenen Ersatzgewässer hin.
Die zahlreichen Fliegen auf dem Fischkörper sind ein sicheres Zeichen dafür, dass der Fisch schon einige Tage tod sein wird. Die genaue Todesursache lässt sich nicht ermitteln (BILD 14.08.2020).Weiterlesen →
Auf der morgendlichen Laufrunde durch das LSG Röhlinghausen entdecke ich durch die dichte Uferbepflanzung insgesamt drei männliche Personen, die in aller Ruhe mit Angelruten in der Hand auf zwei Stellen verteilt am Gewässer sitzen. Zunächst kann ich es erst gar nicht glauben, was ich mit eigenen Augen sehe. Adrenalin schießt durch meine Adern, mein Puls erhöht sich schlagartig. Jetzt gilt es Ruhe zu bewahren. Nachdem mehrere Beweisfotos mit der Laufkamera aus den verschiedenen Perspektiven gemacht sind, auf denen die Personen mit Angeln in der Hand eindeutig zu identifizieren wären, verlasse ich den Bereich wieder und laufe nach Hause, um mein Handy zu holen.
Zwei der insgesamt 3 Wildangler – um Persönlichkeitsrechte zu wahren, ja selbst diese Kreaturen besitzen welche, verzichte ich auf die Darstellung scharfer Bilder, die durchaus vorliegen würden [BILD: 05.07.2020].
Betriebsausflug ins Grüne – die Polizei zu Besuch im LSG
Nach Rücksprache mit Didi informiert er die Polizei, was daran liegt, dass er die Durchwahl für die Wache in Wanne vorliegen hat und somit keinen Notruf über die 110 absetzen müssen. Der Anruf auf der Polizeiwache in Wanne erfolgt gegen 10.00 Uhr. Keine 15 Minuten später ist die gerufene Polizei vor Ort. Doch an dem Morgen performen die gerufenen Beamten alles andere als erfolgsorientiert und zielführend?! Statt den Wagen im unteren Straßenbereich abzustellen und sich zu Fuß dem potentiellen Tatort und den Wildanglern zu nähern, fahren sie mit dem Wagen über die Auffahrtsrampe in den Bereich der Auffangbecken. Möglicherweise hat es auch an mir und einer suboptimalen Instruktion gelegen?
Die gerufene Polizeistreife erreicht das LSG in Röhlinghausen an der Hofstraße [BILD: 05.07.2020].
Wichtige Memo an mich
Sollte sich diese Situation in nächster Zeit noch einmal wiederholen, müssen und werden meine Instruktionen an die Beamten sowie die Beschreibung der Örtlichkeit definitiv präziser ausfallen. Vielleicht hätte ich vorab auch erwähnen sollen, dass ein Bereichsbefahren prinzipiell zwar möglich gewesen wäre, aber den Erfolgsaussichten einer Überführung der Straftäter wesentlich im Wege stehen könnte. Wobei man möglicherweise auch davon ausgehen hätte dürfen, dass man als Polizei von selbst darauf hätte kommen können, dass Straftäter zur Flucht neigen, wenn beim bewussten Begehen einer illegalen Tat urplötzlich einen Streifenwagen in Schrittgeschwindigkeit durch die Botanik an ihnen vorbeifährt. Schließlich erkläre ich dem Metzger auch nicht wie er das Schwein zu schlachten hat.
Noch ist nicht aller Tage Abend – wir kommen wieder…
Auch wenn der heutige Zugriff durch die Beamten ohne Erfolg geblieben ist, haben die Fischdiebe zumindest die bittere Erkenntnis machen müssen, dass im LSG Röhlinghausen ab heute ein anderer Wind weht. Die Zeiten, wo sie wohlmöglich im Glauben waren, dass sie sich im LSG in einem rechtsfreien Raum befinden und machen können, was sie wollen, sind endgültig vorbei. Die Reaktion der Straftäter zu fliehen, zeigt einmal mehr, dass sie sich ihrem illegalen Handeln bewusst sind. Zudem sollte die neuerlich erlangte Erkenntnis, dass die Polizei den Ort auf dem Schirm hat und diesen sogar kontrolliert, einem unbeschwerten Angelspaß zukünftig hinderlich sein.
Challenge accepted! Selber Schud!!!
Auch wenn mich das unprofessionelle Auftreten und die Underperformance der Polizei am heutigen Tag zugegebenermaßen extrem geärgert haben, fühle ich mich durch den Misserfolg und die Dreistigkeit der Fischdiebbande in einer gewissen Art und Weise zum Räuber-und-Gendarm-Spielen herausgefordert. Hinzukam zu dem Zeitpunkt, dass sich die nimmersatten Raupen Mitte Juli auch schon im Puppenstadium befunden haben, ich dementsprechend nicht mehr täglich mehrmals Futterpflanzen besorgen musste und im Aerarium auch sonst nichts Interessantes passierte, wodurch mehr Ressourcen für die SoKo Poseidon frei waren.
13. Juli 2020
Täter ohne Umweltbewusstsein weiter im LSG aktiv
Der Bereich ist zum wiederholten Male total vermüllt, unzählige Flaschen, darunter Pfandflaschen im Wert von 5 €, aber auch wieder Massen von Müll und Angelschnüre liegen auf der Wiese im Uferbereich des größeren der beiden Auffangbecken. Warum man seinen herangeschleppten Müll, nicht sammeln und hinterher einfach wegräumen kann, bleibt mir ein Rätsel. Normalerweise sollte man doch erwarten, dass man sich möglichst unauffällig verhält, um unentdeckt zu bleiben, wenn man illegalen Aktivitäten nachgeht?! Warum das bei diesen asozialen Individuen nicht der Fall ist, bleibt unverständlich und will sich mir nicht erklären. Das Umweltbewusstsein muss bei diesen Individuen extrem mickrig ausgebildet sein, anders ist ein solches Verhalten nicht erklärbar.
Das gefundene Angelequipment landete zu 99% in der Mülltonne [BILD: 13.07.2020].
Eine Sporttasche voll mit Angelschrott
Beim Blick ins ufernahen Gebüsch entdecke ich zudem versteckt hinter einem Baume eine schwarze Sporttasche von PUMA mit einem Sammelsurium an Angelequipment bestehend aus diversen Blinkern in verschiedenen Größen, Kunstköder, Gewichte, Haken und eine Rolle mit Angelschnüre zum Vorfachbinden. Vom Zustand her, ist das Material ziemlich verschlissen und schlampig behandelt – das nicht vorhandene Verständnis für Ordnung, welches man an diesem Ort im Schutzgebiet seit Längerem regelmäßig unter Beweis stellt, spiegelt sich im Zustand des eigenen Angelequipments 1:1 wieder.
Strategie der kleinen Nadelstiche
Da ich für die Utensilien keinerlei Verwendung habe, wird sich der Großteil des konfiszierten Materials, nachdem Didi noch mal drüber geguckt und sich die Dinge herausgesucht hat, für die er noch denkt Verwendung zu haben, alsbald in der Mülltonne wiederfinden. Auch wenn der Verlust des Materials den Wildanglern nur bedingt finanziell wehtun wird, so sind es die kleinen Nadelstiche, die ihnen in der Summe die Lust an der Örtlichkeit im LSG hoffentlich schnellstmöglich vergehen lässt. Letzte Woche der Auftritt der Polizei und die Beinahe-Überführung, heute ein erneuter Verlust von Angelequipment – stellt sich die Frage wer den längeren Atem hat?!
14. Juli 2020
Schwere Tierquälerei im LSG
Nachdem ich Didi über die neuerlichen Beobachtungen vom Vortag in Kenntnis gesetzt hatte, erklärte er sich zum wiederholten Male bereit, den Bereich am folgenden Morgen aufzuräumen. An diesem Morgen war ich nicht im LSG zugegen. Sodass sich die nachfolgenden Zeilen ausschließlich auf Didis Erzählungen beziehen. Bedauerlicherweise sind an dem Tag auch keine Fotos entstanden, die das Geschehen plakativ darstellen könnten. So erzählte mir Didi im Nachhinein, dass er bei Begehung des Bereichs zwei ausgelegte Angelruten im Uferbereich gefunden hat, die im Gegensatz zu den bisher gefundenen Angelruten aber nicht auf der Uferwiese sondern in unmittelbarer Nähe zum Tor auslagen.
Exemplarisches Bild von sich sonnenden Gelbwangen-Schmuckschildkröten im LSG Röhlinghausen im Sommer 2019.
Schildkröte am Angelhaken
An diesem Morgen sollte die wiederholt nicht waidgerechte Handhabung des Angelgerätes zu weitreichenden Konsequenzen führen. Als Didi die Angeln einholte, musste er zu seinem Entsetzen feststellen, dass sich in der Schnur eine Gelbwangen-Schildkröte verfangen hatte. Im weiteren Verlauf zeigte sich zudem, dass sich die Schildkröte nicht nur mit der Schnur verfangen hatte, sondern sich der Angelhaken ins Fleisch des Reptilienmauls gebohrt hat. Nach seinen Erzählungen versuchte die Schildkröte während des Landungsversuches mehrmals abzutauchen, was ihr verständlicherweise nicht gelang. Mit viel Vorsicht schaffte er es schließlich, die Schildkröte ans Ufer in seine Reichweite zu befördern und das gestresste Tier zumindest von der Angelschnur zu befreien.
Glück im Unglück für die Gelbwangenschildkröte
Vom äußeren Anschein nach machte das Reptil einen noch relativ fitten Eindruck, dennoch verzichtete Didi auf den Eigenversuch, den Haken mit den kleinen Widerhaken ohne Werkzeug zu lösen und entscheid sich stattdessen das Tier zum Tierheim zu bringen, um dort fachkundigen Rat einzuholen. Glücklicherweise stand an dem Tag beim Tierheim sowieso mit einigen Tieren, die geimpft werden musste, ein Gang zum Tierarzt an, sodass man sich kurzerhand dafür entschied, die Schildkröte mit zum Tierarzt zu nehmen und sie dort durchchecken zu lassen.
Wo die Schildkröte nach der tierärztlichen Behandlung gelandet ist, dazu liegen mir keine Informationen vor. Ich gehe aber davon aus, dass sie nicht zurück ins Auffangbecken zurückgesetzt wurde, da sie als Gelbwangenschildkröte, die eigentlich aus Amerika stammt und von einem Aquarianer illegaler Weise dort ausgesetzt wurde, in den heimischen ökologischen Systemen nichts zu suchen hat, da sie wie jede invasive Art ein erhöhtes Problempotential für bestehende ökologische Gleichgewichte besitzt.
21. Juli 2020
Zwei Angeln zur Feier des Tages
Beim spontanen Abstecher durch den Zwischenbereich der beiden Auffangbecken finde ich hinter einem Baum im ufernahen Gebüsch zwei in eine blauen Regenjacke eingewickelte und zusammengebaute Teleskopangeln mit passenden Stationärrollen, die ich so wie die bisherigen Material-Entdeckungen unmittelbar an mich nehme. Kaum zu glauben, was hier in den letzten Wochen abgeht. Wie viele Angeln haben die noch? So langsam müsste denen doch auch Mal das Material ausgehen. Darüber hinaus ist der heutige Fund zum wiederholten Male ein sicherer Beweis dafür, dass die Anglerbande wieder zugeschlagen hat und weiterhin aktiv ist. Warum das Angelequipment trotz der zahlreichen Verluste weiterhin unmittelbar am Gewässer gelagert wird, will sich mir nicht erkläre. Möglicherweise wurden sie bei ihren illegalen Aktivitäten gestört. Möglicherweise durch Hundebesitzer, die den Uferbereich am Gewässer ebenfalls öfters aufsuchen.
Gefundes, konfisziertes und mittlerweile entsorgtes Material der Bereichskontrollen innerhalb einer Woche im Juli 2020 [BILD: 21.07.2020].
Die materiellen Verluste nehmen zu…
Denkbar wäre auch, dass sie aufgrund des Polizeikontaktes vorsichtiger geworden sind und auf ihrem kontrollierten Rückzug nicht mit dem kompromittierenden Angelgerät erwischt werden wollen. Wie auch immer?! Fakt ist jedenfalls, dass die Fischdiebe innerhalb von knapp einer Woche im Zeitraum zwischen dem 13.07.2020 und dem 21.07.2020 vier weitere Angeln und eine komplette Tasche mit Angelequipment verloren haben, womit sich die Gesamtzahl an Angeln seit dem 08.05.2020 auf insgesamt 9 Stück vergrößert hat. Darüber hinaus mussten sie schmerzhaft erfahren, dass seit Neustem auch die Polizei immer häufiger unangemeldet im LSG zu ihren illegalen Angelpartys vorbeischaut. Begleiterscheinungen, die einem das entspannte Angeln ziemlich vermiesen dürften. Mitleid habe ich mit den Naturfrevlern ohne Umweltbewusstsein dennoch nicht!
26. Juli 2020
Neues Schloss mit neuer Kette am Zugangstor
Seit einigen Tagen finden im Rahmen der Emscher-Renaturierung im Randbereich des LSGs unmittelbar am Hüller Bach massive Bauarbeiten statt. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde der Rundweg um die beiden Auffangbecken zum Schutz vor den Eigengewichten der schweren Baustellenfahrzeuge mit einer Schutzschicht bestehend aus grobem Schotter abgedeckt. Hierzu wurde auf den Wegen zunächst ein Fleece-Stoff ausgelegt, auf das die 10 cm hohe Schotterschicht aufgeschüttet wurde. Seit Beginn dieser Vorarbeiten hängt vor dem Tor zudem wieder eine Kette mit dickem Vorhängeschloss. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das Schloss, mit welchem das Tor bisher versperrt war. Wer die Sicherung des Zugangstors veranlasst hat, ob Emschergenossenschaft oder die Stadt Herne, darüber liegen mir aktuell keinerlei Informationen vor.
Neues Schloss, neue Kette: Mehr Schein als Sein! [BILD 26.07.2020].
Hoffnungsvolle Aussichten
Was die Beobachtungen zu bedeuten haben, lässt sich abschließend nicht klären. Da die im Rahmen der Emscher- Renaturierung angestrebte Kanalisierung des Schutzwassers, das aktuell noch immer über den Hüller Bach abgeleitet wird, in einzelne Bauabschnitte unterteilt ist und diese Bauabschnitte von verschiedenen Baufirmen umgesetzt werden, besteht unter Umständen die Hoffnung, wenn es sich bei den Wildanglern, wie von mir angenommen tatsächlich um Montagearbeiter handelt, dass das illegale Angelgeschehen zeitnah enden wird, da die Montagearbeiter möglicherweise nicht mehr vor Ort im Einsatz sind.
Fast sechs Wochen sind seit den Vorkommnissen vom 08.05.2020 ins Land gezogen. Relevante Auffälligkeiten hatte ich in dem zurückliegenden Zeitraum keine wahrgenommen, was jedoch nicht bedeutet, dass es definitiv keine Angelaktivitäten gegeben hat, sondern lediglich bedeutet, dass ich die Wildfischerei-Thematik nicht mit der letzten Konsequenz verfolgt habe. Denn mit der Schmetterlingsaufzucht gab es ein faszinierendes Konkurrenzprojekt, das sich zu der Zeit in seiner Hochphase befunden und meine Aufmerksamkeit vollumfänglich in Anspruch genommen hat. Und wenn ich in dem Zeitraum trotz der CORONA-bedingten Wettkampf-Armut dann doch Mal laufend in der Landschaft unterwegs war, dann zumeist um in anderen Bereichen meines Laufreviers Brennnesseln für die immer hungrigen Raupen zu besorgen.
An- und Umsiedlung der geretteten Amphibien
Grund für die Bereichsbegehung an diesem Sonntag war deshalb auch keine vorausgegangene Beobachtung, sondern die Tatsache dass wir nach der sommerlichen Amphibienschutz-Aktion „Summer-Edition“, bei der Gullys im Eickeler Volksgarten und ein Schacht auf dem in der Nähe zum LSG gelegenen Alma-Gelände in Gelsenkirchen-Ückendorf hinsichtlich hineingefallener Amphibien kontrolliert hattenm mit den drei aus dem Schacht geretteten Amphibien ins LSG gefahren sind, um die Amphibien an dem kleineren der beiden Gewässer freizulassen.
Denn auch wenn Amphibien für gewöhnlich nur zur Fortpflanzung und während der Entwicklung in der Larvenphase auf das Element Wasser angewiesen sind, verfügt das Gebiet rund um die Auffangbecken im LSG Röhlinghausen über viel Grün und wenig Verkehr und eignet sich deshalb als ideales Habitat für heimische Amphibien.
Tag der Offenen Tür im LSG in Röhlinghausen
Nachdem das Biotop im LSG Röhlinghausen auf der erzbahntrassennahen Uferseite erreicht war, stellen wir fest, dass die massive Kette und das Vorhängeschloss mit dem das Zugangstor zum Gelände der naturnahen Technischen Anlagen seit jeher gesichert ist, entfernt wurde und das Tor einen Spalt offensteht. Allerdings sichert auch ein verschlossenes Tor den Bereich nicht vor unbefugtem Zutritt, da der knapp zwei Meter hohe Doppelstabmattenzaun unmittelbar rechts neben dem Tor endet und ein Hinterlaufen des Zauns ohne Probleme möglich ist.
Tag der offenen Tür im LSG Röhlinghausen – aber auch sonst ist der Zugang jeder Zeit möglich [BILD 21. Juni 2020].
Gewässer ist nicht gleich Gewässer
Im LSG Röhlinghausen an der Hofstraße an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen befinden sich grundsätzlich zwei nebeneinanderliegende Hochwasser-Auffangbecken, die als potentielles Laichgewässer für Amphibien in Frage kommen. Wobei das kleinere der beiden Gewässer aufgrund seiner regelmäßigen Austrocknung für Amphibien geradezu prädestiniert ist. Im Größeren sieht man vermehrt Fische springen, was für die Anwesenheit jagender Raubfische sprechen könnte und zumindest für Gras- und Wasserfrosch befürchten lässt, dass diese erheblich Fressfeinddruck ausgesetzt sein würden.
Haupttatort der illegalen Angelaktivitäten [BILD: August 2019].
Erdkröten sind kein Festmahl für Fische
Für Erdkröten spielt die Anwesenheit von Prädatoren im Gewässer keine zu große Rolle, da sie durch die in ihrer Haut enthaltenen Bufotoxinen über einen körpereigenen Abwehrmechanismus verfügen, der sie für Fische geschmacklich ungenießbar werden lässt. So konnte in diversen Studien zum Thema Koexistent von Fischen und Amphibien gezeigt werden, dass die Erdkröte die heimische Amphibienart darstellt, die in Habitaten zusammen mit Fischbestand koexistieren und sogar in der Lage ist, stabile Populationen auszubilden.
Das kleinere der Beiden Hochwasser-Auffangbecken im LSG Röhlinghausen – ein ideales Habitat für heimische Amphibien [BILD: Frühjahr 2020].
Amphibientauglichkeit der beiden Gewässer im LSG Röhlinghausen
Die besseren Bedingungen ergeben sich, so paradox es sich zunächst anhören mag, auch aus der regelmäßigen Austrocknung des Gewässers, wodurch sich die Anzahl an potentiellen Fressfeinden für die adulten Amphibien und erst recht für die Amphibienlarven auf natürlichem Wege regelmäßig dezimiert und limitiert. Für die besondere Eignung des kleineren der beiden Gewässer als Laichgewässer spricht auch eine geringe Gewässertiefe, was mit höheren Wassertemperaturen einhergeht und sich positiv auf die Entwicklungsdauer der Larven auswirkt. Ferner verfügt dieses Gewässer über eine weniger stark ausgebildete Uferkante, die mit jahreszeitbedingter Abnahme des Wasserstandes und je nach Steilheit zum Hindernis für die Amphibien darstellen kann.
Entnahme von Fischen im Sinne des Amphibienschutzes, ABER…
Betrachtet man hingegen die Wildangelei allein aus der Perspektive des Amphibienschutzes könnte man dem illegalen Treiben an dem Gewässer im LSG Röhlinghausen durchaus noch etwas Positives abgewinnen, da durch die Entnahme von Fischen aus dem Gewässer auch die Gefahr für die Amphibien sinkt. Andererseits bedeuten weniger Fische im Gewässer gleichzeitig auch, dass Graureiher, Kormoran und Eisvogel weniger Beute vorfinden würden. Und wenn man sieht mit welchen Begleiterscheinungen die Angelaktivitäten einhergehen, dann kann man sie sowieso nicht mehr gutheißen, auch nicht aus Sicht des Amphibienschutzes.
Entdeckungen bei der Auswilderung am kleinen Gewässer
Der Weg zum Ufer des kleinen Auffangbeckens führt uns quer durch das abschüssige Gelände. Im Gegensatz zum größeren Gewässer verfügt das Kleinere über keinen bequemen Rasenzugang. Auf dem Weg durch das Gebüsch entdecke ich zunächst die massive Kette mit dem Vorhängeschloss, welches bisher das Eingangstor zumindest optisch gesichert hatte. Doch das war noch nicht alles. Nachdem die Amphibien freigelassen waren, bemerke ich am oberen Rand des Gebüsches etwas Metallisches, was sich aus der Nähe als ein nahezu neuer Unterfangkescher zuerkennen gibt.
Ein im Gebüsch versteckter Unterfangkescher [21. Juni 2020].
Als neu war der Kescher zu identifizieren, da das Preisschild in Höhe von 13 € am Stiel klebte und das Schrift sogar noch einwandfrei zu lesen war. Vor knapp sechs Wochen die drei ausliegenden Angeln, heute ein Kescher, den ich Didi überlasse, da seiner kaputt gegangen war und er sich sowieso einen Neuen angeschafft haben wollte. Wenn es in dem Jahr mit dem Finden von Angelequipment so weitergeht, habe ich bald eine komplette Angelausstattung beisammen. Immer mehr Indizien sprechen dafür, dass in dem Bereich in den letzten Wochen nicht nur einmal geangelt wurde.
Weg zum Haupttatort der Wildfischerei mit Müll gepflastert
Da die beiden Gewässerufer lediglich 30 Meter Luftlinie voneinander entfernt liegen, geht es nach erfolgter Auswilderung drei Lurche weiter zum Nachbarufer des größeren der beiden Auffangbecken. Schließlich wollte Didi unbedingt den Ort sehen, an dem ich im Mai die drei Angeln gefunden hatte, die er vor der Endstation Mülltonne bewahrt hatte. Schon der Weg am Fußbereich des Hochspannungsmastes vorbei ist übersät mit unzähligen Bier- und Schnapsflaschen und diversem anderen Verpackungsmüll. Unzählige liegen darüber hinaus großflächig verteilt auf der Uferwiese und in den ufernahen Gebüschen.
Eine frische Feuerstelle, in der sich ebenfalls Reste von Verpackungsmüll, Flaschen und Dosen befinden, zeugen von den neuerlichen Party- und Angel-Aktivitäten im LSG Röhlinghausen. Die Situation ähnelt sehr stark der vom 08.05.2020. Für die Annahme, dass hier erneut geangelt wurde, sprechen auch die selbstgebauten Angelhalter aus zwei gekreuzten Stöcken im Uferbereich an der Wiese.
Provisorischer Angelständer am Ufer des Hochwasser-Auffangbeckens im LSG Röhlinghausen [BILD: 21. Juni 2020]
Die heutigen Beobachtungen geben Anlass zur Sorge und zeigen einmal mehr, dass im LSG Röhlinghausen regelmäßiger als bisher angenommen Wildangler ihr Unwesen treiben. Die zukünftige Entwicklung sollte deshalb zwingend im Auge behalten werden. Da trotz Meldung der beobachteten Vorfälle an die zuständigen Behörden bisher keine Notwendigkeit zum Handeln erkannt wurde, bleiben sporadische Kontrollen auch in nächster Zeit unabdingbar.
Das Landschaftsschutzgebiet (LSG) in Röhlinghausen – ein idyllisches Naturrefugium zwischen Erzbahntrasse und Hüller Bach
Die Bereiche rundum die Hochwasser-Rückhaltebecken im LSG Röhlinghausen hatte ich in der Vergangenheit immer mal wieder bewusst aufgesucht, denn die dort anzutreffende Gewässerfauna ist durchaus sehenswert und erfrischend abwechslungsreich. Mit etwas Glück und Geduld lassen sich in dem urbanem Naturrefugium unzählige Tierbeobachtungen machen. Vom tauchenden Kormoran, schreitlauernde Graureiher, brütende Blesshühner, sitzwartende Eisvögel oder auch sich sonnende Schildkröten oder springende Fische – vermutlich handelt es sich um jagende Barsche – lässt sich einiges beobachten und bietet damit oftmals naturnahe Motive zum Fotografieren.
Die zwei nachfolgenden Bilder zeigen die beiden Hochwasser-Auffangbecken im LSG Röhlinghausen. Auf dem linken Bild ist das kleine Gewässer und rechts das größere der beiden Gewässer zu sehen.
Startpunkt der mehrmonatigen „Mission Poseidon“
Anfang Mai 2020 fiel mir beim Durchjoggen des LSG Röhlinghausen aus der Entfernung eine blaue Windmuschel auf, die sich im nahen Uferbereich des großen Auffangbeckens befunden hatte. Diese Beobachtung veranlasste mich überhaupt erst dazu, mir den normalerweise abgesperrten Bereich nach längerer Zeit mal wieder aus der Nähe anzugucken.
Abgeknickte Äste, eine vom Wind ins Wasser gewehte Windmuschel und Massen von Müll – Überbleibsel einer eskalativen Partynacht im Schutzgebiet [BILD: 08.05.2020].
Auch schon in der Vergangenheit hatten immer mal wieder Indizien dafür gesprochen, dass es in dem Bereich, der von der Emschergenossenschaft als Technischen Anlage zum Hochwasserschutz betrieben wird, zu illegalen Begehungen mit Sauf- und Grillgelagen gekommen war. Für diese Annahme sprachen neben einer massiven Verdreckung des Bereichs durch Unmengen an Flaschen und Verpackungsmüll auch öfters beobachtete Feuerstellen.
Ohne Rücksicht auf Verluste – Party hart im LSG
Doch an diesem Maitag hatte das vorgefundene Ausmaß an Vermüllung eine neue Dimension erreicht. Es war ganz offensichtlich, dass das in den Nachtstunden im Uferbereich des großen Hochwasser-Auffangbeckens stattgefundene Saufgelage ein wenig eskaliert zu sein schien. Der Bereich sah aus, als wären gleich mehrere gefüllte Gelbe Säcke mit Verpackungsmüll von Füchsen nach Essensresten durchwühlt worden.
Zurückgelassener Müll, der großflächig auf der Wiese verteilt ist und durch mich teilweise schon zusammengeräumt wurde. [BILD: 08.05.2020].
Neben dem Verpackungsallerlei lagen unzählige Schnaps- und Bierflaschen am Boden, ein großer verkohlter Flecken in der grünen Wiese zeugte von einem frischen Lagerfeuer. Auch die zahlreich abgeknickten Bäume und Äste im Uferbereich hätten jedem Naturliebhaber mindestens missfallen. Was aber noch viel schwerer wiegt als die massive Vermüllung und die kleinen Schäden an der Botanik, ist die Tatsache, dass drei ausgeworfene Angelruten auf der Uferwiese ausliegen und augenscheinlich niemand vor Ort ist, der die Angeln waidgerecht beaufsichtigt.
Täterkontakt vermeiden: Schnell rein, schnell wieder raus…
„Scharfe“ Angeln unbeobachtet in einem Gewässer auszulegen, ist verantwortungslos und verstößt im hohen Maße gegen fischereirechtliche Verordnungen und Gesetze. Da für mich in der Situation nicht abzuschätzen war, ob die erwartbar alkoholisierten Wildangler nur kurz alkoholischen Nachschub holen sind, und jeden Moment zu ihren Angeln zurückkehren oder ob sie vielleicht auch in der Nähe im Gebüsch liegen und dort ihren Rausch ausschlafen, versuche ich unbedingt zu vermeiden, mich unnötig lange in dem Bereich aufzuhalten. Aus dem Grund verzichte ich auch darauf, die drei Angeln ordnungsgemäß einzuholen. Stattdessen kappe ich lediglich die Angelschnur mit den Zähnen, um die drei Angeln umgehend zu konfiszieren und den Bereich schnellstmöglich wieder zu verlassen. Zugegebenermaßen ist das keine ideale Vorgehensweise, aber „Safty first“ lautet die Devise in der Situation. Selbstschutz vor Naturschutz!
Die drei konfiszierten und nach Rücksprache mit der Unteren Naturbehörde entsorgten Angeln, die am Morgen des 08.05.2020 am Ufer des Gewässers ohne Aufsicht auslagen [08.05.20202].
Alarmierend & besorgniserregend, aber kein Grund für Aktionismus
Dennoch waren die an dem Tag gemachten Beobachtungen für mich persönlich vorerst kein ausschlaggebender Grund, um den Bereich eigenständig, intensiver und vor allem regelmäßiger zu kontrollieren, was in erster Linie damit zusammenhing, dass Meldungen bisheriger Beobachtungen aus dem Bereich an die Stadt allzu oft zu wenig Beachtung fanden und sich letztendlich sowieso nichts geändert hat. Aus dem Grund war auch ich nicht wirklich gewillt, den Missstand wiederholt an die Behörde melden zu wollen. Außerdem war zu dem frühen Zeitpunkt nicht davon auszugehen, dass das Wildfischerei-Problem in diesem Jahr dermaßen aus dem Ruder laufen würde, wie es sich in den Folgemonaten zeigen sollte.
Kontrolle als Nebenprodukt meiner Mobilität
Da das LSG Röhlinghausen allerdings auf dem Weg zur Erzbahntrasse liegt, wird es von mir zwangsläufig nahezu täglich durchlaufen oder durchfahren, was zwar einer sporadischen aber durchaus regelmäßigen Kontrolle entsprochen hat, da ein Blick ausreicht, um von der hohen Position des Weges angelnde Personen im Uferbereich zu erkennen, aber keinesfalls systematisch und planmäßig erfolgte.