Von der Eiablage bis zum Raupenschlupf
16.04.2020
Beobachtung der Eiablage
Der ausführliche Bericht zur Beobachtung der Eiablage kann hier aufgerufen werden.

Die letzten Worte vom Beitrag zur Eiablage lauteten:
„Wie sich die Eier in den nächsten Wochen weiterentwickeln, werde ich im Blick behalten. Ich hatte kurzzeitig darüber nachgedacht, die Brennnessel samt Wurzel auszugraben und das Gelege in meine Obhut zu nehmen, um mir die komplette Metamorphose vom Ei über die Raupe zum Schmetterling in einem live-Experiment anzugucken, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Bürde wirklich auf mich nehmen will.„

Nach der Beobachtung hatte ich einige Internetquellen zum Thema Aufzucht von Schmetterlingen durchstöbert. Bei meiner Recherche hatte ich unter anderem gelesen, dass ungünstige Wettereinflüsse wie Sturm oder Starkregen auch in der Natur regelmäßig zur Zerstörung des Geleges führen, sodass sich meine anfänglichen Bedenken hinsichtlich der Entnahme des Geleges aus der Natur und potentiellen Fehlern bei der „Handaufzucht“ relativiert hatten.
22.04.2020
Tag der Notevakuierung (7 Tage nach Eiablage)
Als ich während meiner Laufrunde den Rasenmäher bei der Deichpflege im Bereich des Hüller Bachs bemerke, ist die Befürchtung groß, dass die Brennnesselpflanze mit dem Gelege am ökologischen Kleingartenverein Kraut und Rüben schon abgemäht ist. Da sich der Rasenmäher vom Bereich der Brennnessel wegbewegt, hatte ich die Möglichkeit, den Schneidblättern des Mähers zuvorzukommen und die Pflanze samt Gelege zu retten. Wäre ich 15 Minuten später gekommen, hätten die Überreste der Trägerpflanze im Grünschnitt gesucht werden dürfen. Ohne Handschuhe und Werkzeug war die Aktion aufgrund der Brennhaare der Brennnessel zwar unangenehm, aber letztendlich auch nicht so dramatisch, dass es mich vom Vorhaben abhalten konnte.

Inwieweit die Pflanze nach der stressigen Evakuierung bis zum Schlüpfen der kleinen Raupen durchhält, bleibt abzuwarten. Direkt nach dem Transport habe die Brennnessel in eine Flasche mit Wasser gestellt. Aktuell lässt die Pflanze ihre Blätter bedenklich hängen, bleibt zu hoffen, dass sich die Trägerpflanze in den nächsten Tagen wieder erholt.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine konkreten Gedanken zu einem geeigneten Behältnis gemacht, wobei aufgrund der Immobilität der Eier bis zum Schlüpfen der Raupen in 2,5 Wochen zunächst auch eine Vase an einem windstillen Ort ausreichen würde. Zum Bau des Aerariums wird es einen eigenen Beitrag, der in den nächsten Tagen folgen wird!
22.04. – 06.05.2020
Entwicklung des Geleges im Aerarium
Beobachtung: Viel passiert in der Anfangsphase nicht wirklich. Die Graufärbung (grün-grau) einzelner Eier beginnt zunächst in den Randbereichen – im weiteren Verlauf dann auch im Zentrum des Geleges. Das intensive Hellgrün von der Eiablage ist blasser geworden. Das Verhältnis grüner Eier zu grau-braunen verschiebt sich mit der Zeit. Gegen Ende der Entwicklungszeit sind nur noch immer vereinzelte Eier im anfänglichen Grün zu entdecken.

Vermutung: Hierbei könnte es sich um unbefruchtet oder während der Entwicklung abgestorbene (Transport, direkte UV-Strahlung, etc.) Schmetterlingseier handeln.
Problem: Die Brennnesselpflanze hat die Evakuierung nicht überstanden. Mit Entnahme der Pflanze samt Wurzel trocknet die Pflanze aus und das Blatt hat sich unmittelbar gewellt. Möglicherweise war die Tageszeit suboptimal gewählt oder es lag an der trockenen und warmen Wetterperiode mit Temperaturen von über 20°C?
07.05.2020
Die dreiwöchige Entwicklungszeit ist rum?!
Beobachtung: In diversen Quellen hatte ich gelesen, dass die Raupen nach 2-3 Wochen schlüpfen würden, doch bisher ist keine Raupe zu sehen?! Die Graufärbung wird zunehmend intensiver – lange kann es nicht mehr dauern. Doch trotz regelmäßiger Befeuchtung mit dem Blumenzerstäuber verzögert sich der Schlupf.

Problem: Warum lässt die Brennnesselpflanze trotz der oberflächlichen Wässerung mittels Zerstäuber und dem Wasser aus der Vase schon unmittelbar nach der Entnahme ihre Blätter hängen? Wenn sich dieses Problem nicht beseitigen lässt, sollte ich die Pflanze zukünftig mit einem Faden an der Decke befestigen?! Sobald die Raupen geschlüpft sind, werde ich auf das Aerarium zusätzlich ein befeuchtetes Tuch legen, um für eine höhere Luftfeuchtigkeit zu sorgen.
Vermutung: Möglicherweise ist das frühzeitige Austrocknen der Brennnesselpflanze für die verlängerte Entwicklungszeit verantwortlich!? Andererseits könnten auch die zwischenzeitlich wieder kühleren Nachttemperaturen die Ursache dafür sein?!
08.05.2020
Der Raupenschlupf beginnt
Beobachtung: Die erste Raupe erkundet das Brennnesselblatt, bleibt aber in der Nähe des Geleges. Danach passiert längere zeit erst mal wieder nichts.

Beobachtung: War am Vorabend erst eine winzige Raupe geschlüpft, so sind es am heutigen Morgen schon ein paar Dutzend mehr. Zum Beobachten der sich minimal bewegenden schwarzen Punkte ist eine zoomfähige Cam oder eine Lupe sicherlich hilfreich, denn die Raupen sind unwesentlich größer als die einzelnen Eier. Zu erkennen ist vor allem der schwarze Kopf der Raupe. Der helle Körper umfasst maximal 2-3 mm und verschwimmt vor dem Grün des Blattes.

Die Raupen bewegen sich zunächst auf dem trockenen Blatt, auf dem sich das Gelege befindet, und setzten dann gemeinsam als Gruppe rüber auf das frische Blatt, wo unmittelbar mit dem Futtern begonnen wird. Bis auf das Blattgerippe bleibt vom Brennnesselblatt nicht übrig.

10.05.2020
Der Schlupfvorgang ist abgeschlossen
Beobachtung: Die meisten Eier des Geleges scheinen leer zu sein. Die Farbe des Geleges hat sich zu glasig-grau geändert. Der Schlüpfvorgang scheint nach zwei Taggen beendet zu sein. Auf dem vertrockneten Trägerblatt bewegt sich kein Räupchen. Die 2-3 auf dem Blatt noch zu erkennenden Raupen sind inaktiv/ tot oder fehlentwickelt?!

Beobachtung: Raupen werden mit der Zeit und der Menge der verzehrten Brennnessel-Nahrung dunkler. Die unterschiedlichen Schlüpfzeitpunkte lassen sich anhand der Farbe/ Größe der Räupchen deutlich erkennen. Die Älteren sind nach einem Tag schon wesentlich dunkler und erkennbar größer als die nachgeschlüpften Räupchen.

Vermutung: Die Außentemperatur hat Einfluss auf das Verhalten der Raupen und die Entwicklungszeit?! Aktivität bei sub10°C reduziert. Möglicherweise auch die Position des im Gelege?
Galerie
Ausblick
Das soll es vorerst zum ersten Teil des Live-Experiments gewesen sein. Aktuell sind die Raupen durchgehend am Fressen. Wie sich die Miniraupen bis zur Verpuppung weiterentwickeln werden, welche Zwischenstadien noch durchlaufen werden, und sicherlich noch einiges mehr wird Thema in einem späteren Beitrag sein.