Vom letzten Larvenstadium der L5-Raupe zur Puppe
Teil 4: Die Verpuppung – Beginn der Puppenruhe

17.06.2020
Schneller als gedacht!
Beobachtung: Gestern hatte ich das aus Fliegengitter bestehende Dach des Aerariums nachträglich gegen eine lichtundurchlässige Pappe ausgetauscht, woraufhin zwei Dutzend Raupen diesen Bereich aufsuchten. Heute befinden sich rund 60-80 Raupen an der Dachpappe. Sie sind leicht gekrümmt und hängen dicht neben einander mit dem Kopf nach unten.

Vermutung: Es scheint so zu sein, dass obwohl viel mehr Platz im Aerarium vorhanden gewesen wäre, die Raupen ihre Geselligkeit auch während des Puppenstadiums nicht missen wollen. Möglicherweise ist das auch ein Problem der Zuchtbedingungen, dass das Separieren nicht möglich war und die Decke der einzig brauchbare dunkle Ort zum Verpuppen dargestellt hat. Ein Manko bei einer Zucht in Gefangenschafft auf engstem Raum!!!
Reaktion: Im Zuge dieser Überlegungen habe ich weitere fünfzehn Raupen, noch bevor diese den Prä-Puppen-Zustand erreicht hatten, zu Friedhelm rüber ins Brennnesselfeld gesetzt.
Beobachtung: Nachdem sich im Aerarium im Tagesverlauf die meisten der Raupen mit dem Kopf nach unten abgehangen hatten, kam es im gegen Nachmittag zur eigentlichen Verpuppung. Die Mehrzahl der Raupen hat sich für einen Deckenplatz entscheiden, nur vereinzelt hängen sie auch verteilt in den Brennnesselästen oder am Holzgestell des Aerariums.

Beobachtung: Die alte Haut reißt am Kopf auf und eine gelblich-grüne Puppe kommt zum Vorschein. Die Puppe windet sich in kreisförmigen Bewegungen um den Cremaster so lange bis die alte Haut abfällt. Dann richtet die Puppe sich noch einmal aus und verfällt dann in der Puppenstarre, bleibt aber anfangs auch weiterhin „beweglich“ (zucken).
Beobachtung: Bei einer Puppe scheint der Verpuppungsvorgang missglückt/ unvollständig erfolgt zu sein, denn während die anderen Puppen gleichmäßig hellgrün sind, lassen sich bei dieser einen Puppe schon schwarze Stellen im Kopfbereich erkennen. Eine andere Prä-Puppe ist anscheinend noch vor Eintritt der Verpuppung runtergefallen und liegt seit dem regungslos am Boden.
18.06.2020
Plan: Alle Raupen, die sich noch nicht zum Verpuppen bereit gemacht haben, werde ich versuchen zu separieren, um die Puppenruhe der anderen nicht durch die Verteilung neues Futter und den damit einhergehenden Erschütterungen zu stören. Allzu viele sind es sowieso nicht mehr.
Beobachtung: Beeindruckend ist auf jeden Fall die Reduzierung der Größe auf fast 1/3 der vorherigen Größe (Raupe vs. Puppe). Zugegeben: so klein hätte ich mir bei der Größe des fertigen Falters die Puppe nicht vorgestellt. Kaum vorstellbar, dass aus der kleinen Puppe ein so großer bunter Falter wie das Tagpfauenauge schlüpfen wird!

Beobachtung: Kreisende Bewegungen der Puppe – auch ältere Puppen können sich an dem Befestigungspunkt (Cremaster) bewegen.
Beobachtung: Die beiden Raupen die vor der Verpuppung runtergefallen sind – möglicherweise durch fehlerhafte Befestigung am Nachschieber – vlt. wetterbedingte hohe Luftfeuchtigkeit – haben sich am Boden verpuppt.
Beobachtung: Die Puppe die heute Morgen am Boden lag scheint auch intakt zu sein. Hämolymphe tritt nicht aus, allerdings ist sie im Vergleich zu den andren Puppen leicht deformiert. Nachdem die Härtung der Puppenhaut abgeschlossen ist, werde ich diese drei Raupen in ein extra Gefäß setzen.
Beobachtung: Noch immer sind einige Raupen mit dem Fressen beschäftigt, da sich die Brennnesselstände so langsam dem Ende zu neigen, werde ich wohl gleich noch Nachschub besorgen und dann die restlichen Raupen separieren?!
Definition: Cremaster [griech. = Aufhänger], Bereich am Hinterende des Abdomens vieler Schmetterlingspuppen, der zum Teil artspezifisch mit Chitindornen, Zähnen und Häkchen versehen ist. Der Cremaster dient zum Aufhängen bei Stürzpuppen und der Verankerung an Gespinsten oder im Kokon; fungiert auch als Widerlager für Bewegungen der Puppe; (Quelle: Spektrum der Wissenschaft)
19.06.2020
Puppenphase ist die Zeit der Metamorphose (Umbauphase)
Beobachtung: Die fluchtfreudigen Raupen scheinen im Vergleich zu Raupen früherer Entwicklungsstadien weniger stressanfällig zu sein – die typische Abwehrreaktion des Erbrechens von grünem Mageninhalt ist nicht mehr zu beobachten, wenn man sie versucht ins Aerarium zurückzusetzen. Im Gegensatz dazu rollen sie sich zur Abwehr ein – krabbeln danach aber ohne Furcht und unmittelbar auf der Hand rum – alles ohne Probleme
Beobachtung: Der Großteil der Raupenschaft hat das Puppenstadium erreicht. Eine Puppe ist bei der Verpuppung runtergefallen, ist aber augenscheinlich intakt geblieben, da keine Hämolymphe austritt.

Beobachtung: Die direkt nach der Verpuppung blassgrünen Puppen dunkeln an den Kanten und Spitzen der Puppe nach.
Beobachtung: Bei vereinzelten Raupen ist ohne, dass das Aerarium erschüttert wird, Bewegungen um das Widerlager der Befestigung zu erkennen. Nach leichter Berührung der frischen Puppen fangen diese an zu zucken, älteren Puppen sind bei Berührung weniger empfindlich.
Tipp: Im Lepiforum (actias.de) war zu lesen, dass heruntergefallene Puppen, bei denen sich der Kremaster lediglich aus dem Gespinstpolster gelöst hat, ohne Probleme zurück in das Gespinstpolster gehangen werden kann. Dafür müsste die unbeschädigte Puppenspitze, die über feine Widerhaken verfügt, behutsam in das Gespinstpolster eingehängt werden. Andererseits sei es aber auch nicht problematisch, wenn die weitere Entwicklung auf dem Boden des Zuchtbehälters ablaufen würde. Hierzu benötigt der schlüpfende Falter lediglich eine raue Oberfläche (Küchenrolle) und eine Kletterhilfe, um an einen höheren Punkt die Flügel aufzupumpen und aushärten zu lassen.
21.06.2020

Beobachtung: Der Nachzügler, der sich gestern erst an die Decke des Aerariums gehangen hatte, hat sich innerhalb von 24 Stunden verpuppt. Bei der im Gegensatz dazu viel länger kopfabwärtshängenden Raupe ist die Bildung zur Puppe auch heute nach mehreren Tagen nicht erfolgt?!
Vermutung: Während der Verpuppung scheint irgendetwas schiefgegangen zu sein?!

Beobachtung: Auch am Boden liegt eine Raupe deren Verpuppung aufgrund einer offensichtlichen Deformierung auch schon abgestorben ist?! Während andere Puppen auf Berührung auch jetzt noch reagieren, kommt von dem Exemplar keine Reaktion.
Aktion-Reaktion: Um die Entwicklung der 100 Raupen nicht zu gefährden, wurde sowohl die inaktive Raupe als auch die fehlentwickelte Puppe, die am Boden lag, ins Freie gesetzt.
Beobachtung: Bei Berührung der Raupe brechen die Dornen ab, was ein Zeichen für Trockenzustand der leblosen Raupe ist. Bei Berührung der auf dem Boden liegende Puppe erfolgt keinerlei Reaktion.
24.06.2020
Inventur: 85 Raupen hängen unter der Decke, drei Raupen hängen an den Holzlatten des Aerariums, 10 Puppen hängen in den Brennnesselstängeln oder unter den Blättern, 5 sind abgefallen und liegen am Boden

Aktion: Abschließendes Saubermachen des Aerariums
Beobachtung: Beim Aufräumen und entfernen sämtlicher Raupenhäute habe ich eine artfremde Puppe entdeckt. Recherchen ergeben, dass es sich hierbei um eine Raupenfliege (Masicera pavoniae) gehandelt haben wird, was im Nachhinein auch die Raupe erklären könnte, die ohne sich zu verpuppen an der Decke gehangen hatte.
Vermutung: Möglicherweise war die Raupe zu einem früheren Zeitpunkt parasitiert worden und die Made ist geschlüpft oder die Raupe, von der ich ausgegangen war, dass ich sie zerquetscht hätte, war parasitiert und die Made hat durch ihren Schlupf die Raupe zerplatzen lassen?!
Aktion: Aufgrund der hohen Temperaturen während der letzten Tage wurden die Puppen leicht mit Wassernebel minimal befeuchtet.
Beobachtung: Einige aber nicht alle Puppen reagieren auf den Wassernebel mit wildem Zucken.
Vermutung: Möglicherweise vermuten die Puppen, dass sich ein potentieller Parasit auf die Puppenoberfläche abgesetzt hat und vertreiben die Gefahr durch die Bewegungen zu vertrieben?! Möglicherweise auch um trocken zu werden oder um den „Regen“ abzuschütteln.
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