Beobachtungen aus der Landschaft – die säugende Fähe

Die Tagesbedingungen mit einem windarmen Wolken-Sonne-Mix bei erträglichen Temperaturen wären eigentlich ideal gewesen, um nach längerer Zeit mal wieder auf Schmetterling-Safari zu gehen. Da viele mir bekannte Schmetterlingspflanzen (Schmetterlingsflieder, Distel, Flockenblume) aktuell aber noch nicht voll in der Blüte stehen, oder aber wie die Knoblauchsrauke schon lange verblüht sind, gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Spot durchaus kompliziert.

Nach kurzer Überlegung entscheide ich mich für das Areal des Stauraumkanals am Goldhammer Bach zwischen Bochum Günnigfeld und Wattenscheid. Kurze Randnotiz: Ein Stauraumkanal ist eine technische Anlage, die bei Wetterlagen mit einem sehr hohen Niederschlagaufkommen sauberes Regenwasser von schmutzigem Abwasser trennen kann. Da technische Anlagen zumeist mit Gefahren einhergehen, ist es Unbefugten grundsätzlich nicht erlaubt, diese Bereiche zu betreten. Deshlab sind diese Bereiche zumeist eingezäunt und wenig frequentiert, was sie für Wildtiere besonders interessant werden lässt.

Fuchs (vulpes vulpes) statt Kleiner Fuchs (Aglais urticae)

Nachdem das Tor überklettert und das Areal betreten ist, bemerke ich in knapp 50 Meter Entfernung am gegenüberliegenden Böschungsrand die Silhouette eines Fuchses (vulpes vulpes). Ich bleibe unmittelbar in der Hoffnung stehen, dass mich der Rotfuchs noch nicht gewittert hat. Glücklicherweise habe ich meine Kamera schon in der Hand. Schnell habe ich das Objekt der Begierde im Display und die ersten Fotos landen auf der Speicherkarte. Doch warum bleibt der Fuchs ohne Deckung wie auf dem Präsentierteller stehen, hat er wohlmöglich Beute gewittert oder wartet er vor einem Nagerbau?

Die säugende Fähe betrachtet mich argwöhnisch.

Erst beim genaueren Hinsehen erkenne ich, dass der Fuchs gar kein Fuchs ist, sondern dass es sich vielmehr um eine Füchsin handelt. Und darüber hinaus ist sie gerade dabei, ihre Welpen zu säugen, was sie zur Fähe werden lässt. Da die Entfernung alles andere als optimal ist, um ohne Profikamera und vor allem ohne Stativ freihändig brauchbare Fotos zu machen, versuche ich mich langsam dem Objekt zu nähern.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Und dann geht es ganz schnell. Von dem einen auf den anderen Augenblick ergreift die Fähe die Flucht. Vermutlich hatte mich die aufmerksame Füchsin von Anfang an schon auf dem Radar, sah aufgrund der kalkulierbaren Gefahr keinen Anlass, überstürzt und in Panik das Weite zu suchen. Erst nachdem die Fluchtdistanz durch meine Näherungsversuche unterschritten war, ergreift sie die Flucht. Die drei kleinen Welpen, die zuvor noch an den Zitzen der Fähe hingen, bleiben kurz irritiert zurück und folgen ihr erst zögerlich.

Lektion 1 in der Welpenschule: Zweibeiner meiden!!!

Nach diesem bisher einmaligen Erlebnis setze ich mich auf die Wiese am Hang und freue mich über die Naturbeobachtung. Während ich die gemachten Bilder durchschaue, bewegt es sich an der gegenüberliegenden Stelle am Brombeerstreifen erneut. Es zeigen sich zwei der Welpen, die sich trotz der potentiellen Gefahr vor lauter Neugier einen weiteren Blick auf den Zweibeiner mit Kamera nicht verkneifen können. Aufmerksam und mit aufgestellten Ohren beobachten sie mich eine Weile, bis sie das Interesse verlieren und im Dickicht verschwunden sind.

Nach der zwischenzeitlichen Flucht siegt die Neugierde der kleinen Welpen am Ende doch.

Möglicherweise liegt in dem Gebüsch mit Bäumen, das unmittelbar an den Hang der Erzbahntrasse angrenzt, der Fuchsbau. Möglicherweise sind die Fuchswelpen mittlerweile so groß, dass sie die nähere Umgebung eigenständig inspizieren, während Alttiere auf Beutefang sind. Bei den nächsten Ortsbegehungen werde ich mich dem Bereich behutsam nähern, möglicherweise lässt sich der Blick auf verspielte und neugierige Welpen wiederholen. Aber bis dahin bin ich dankbar und freue mich über das heutige Naturerlebnis!


2 Gedanken zu „Beobachtungen aus der Landschaft – die säugende Fähe

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