Transformation der Landschaft – Wandlungsfähigkeit eines Sportplatzes

Wie im Herner Westen aus einem Ascheplatz zunächst ein Parkplatz und mittlerweile eine wiederbegrünte Oase wurde. Entsieglung und Wiederbegrünung eines halben Sportplatzes in Röhlinghausen.

Beobachtungen aus der Landschaft vom 20.12.20 & 02.05.21

Vor knapp einem Jahr – genauer gesagt am 9.01.2020, hatte ich im Blog darüber berichtet, dass die eine Hälfte des Sportplatzes, der die ehemalige Heimstätte des SC Röhlinghausen darstellte, durch Asphaltierung kurzerhand zu einem „Pop-Up-Parkplatz“ für die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW (kurz: HSPV NRW) umfunktioniert wurde. Die Außenstelle der Fachhochschule (FH) für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) Gelsenkirchen hatte in dem ehemaligen Gebäude der Grundschule an der Görresstraße eine neue Heimat gefunden, wodurch das Gebäude weitergenutzt werden konnte.

Das XXL-Upcycling des durch zunehmende Mitgliederabwanderung brachliegenden Sportplatzes erstreckte sich aber eben nur auf die eine Hälfte des Sportplatzes, die andere Hälfte vegetierte lange Zeit weiter vor sich hin. Doch spätestens nachdem Umweltministerin Ursula Heinen-Esser den Förderbescheid über 2,2 Millionen Euro am 16. Juli 2020 feierlich an den Regionalverband Ruhr (RVR) überreicht hatte, waren auch die Tage des tristen Daseins der unbespielbaren Sportplatzhälfte mit dem einsamen Fußballtor in Röhlinghausen gezählt. Eigentlicher Initiator der Maßnahme ist das Aktionsprogramm „Grüne Lückenschlüsse“ als Teil des Projektes Offensive Grüne Infrastruktur 2030 der Ruhr-Konferenz. Ziel der vom Land NRW geförderten Maßnahme ist die Entsieglung und Wiederbegrünung der Fläche der ehemaligen Sportstätte an der Görresstraße und somit die Steigerung der städtischen Biodiversität.

2.2 Millionen für den Rückbau eines halben Aschesportplatzes?

Als ich die Höhe der Projektsumme von 2,2 Millionen zum ersten Mal gelesen hatte, war ich ein wenig schockiert. 2,2 Millionen für die Wiederbegrünung eines alten Aschesportplatzes – was soll das bitte für ein Schildbürgerstreich sein?! Das konnte doch eigentlich nur ein verspäteter April-Scherz sein?! Vor allem wenn man bedenkt, dass der Bau eines Kunstrasenplatzes gerade einmal Kosten von unter einer Millionen Euro verursacht hätte. Als Laie fragt man sich dann schon, wie es möglich sein kann, dass die Kosten einer solchen Maßnahme in dieser Dimension liegen können und in welchen dubiosen Kanälen die Gelder noch abgeflossen sind?!

Entsiegelt und widerbegrünter Sportplatz in Röhlinghausen [BILD Mai 2021]

Nein, doch nur ein Bruchteil der 2,2 Millionen!

Allerdings hätte ich den Artikel wohl besser bis zum Ende lesen sollen, dann wäre sofort klar gewesen, dass es sich bei den angegebenen 2,2 Millionen Euro um die Gesamtfördersumme des Aktionsprogramms Grüne Lückenschlüsse handelt, und dass mit diesen 2,2 Millionen Euro insgesamt 27 kleineren Vorhaben in ganz NRW umgesetzt werden sollen, von denen zwei auf Herner Stadtgebiet liegen. Alles andere wäre fast schon kriminell, indiskutabel und ein Fall für das Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler gewesen. Für die Entsieglung und Wiederbegrünung des ehemaligen halben Sportplatzes wurde die Summe von 160.000€ investiert, die vom Umweltministerium NRW bewilligt und vom RVR an die Kommunen verteilt wurde.

Weitergedacht: Undank ist des Menschen Lohn…

Unabhängig davon, dass diese Entsieglungs- und Widerbegrünungsmaßnahme im Sinne des Naturschutzes unbedingt zu begrüßen ist, stellt sich mir die Frage, warum man im Rahmen dieser Fördermaßnahme nicht sofort auch die Fläche des angrenzenden Bolzplatzes entsiegelt und wiederbegrünt hat. Denn auch das Kleinfeld ist schon seit einer Ewigkeit für Kinder und Jugendliche nicht mehr nutzbar und liegt ebenfalls brach, fungiert bestenfalls zum direkten Durchgang zum Parkplatz. Ebenso hätte man den ehemaligen Schulgarten der Görresschule als Stadtteil-Gemeinschaftsgarten im Rahmen dieses geförderten Projektes wiederbeleben können, womit neben einem ökologischen Mehrwert auch etwas für den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil hätte getan werden können. Obwohl was nicht ist, kann ja in Zukunft ja vielleicht noch werden. Interessenten für ein solches gemeinschaftliches Gartenprojekt ließen sich sicherlich zahlreich finden.

Das brachliegende Kleinfeld neben dem Sportplatz in Röhlinghasuen [Dezember 2020].

Grüne Visionen für die Zukunft im Herner Westen

Unterm Strich muss ich trotz der zuvor geäußerten Kritik festhalten, dass eine entsiegelte und wieder begrünte Fläche besser ist als ein halber Ascheplatz, der nicht genutzt wird. Und wenn man ganz ehrlich ist, werden Subventionsgelder an anderen Orten für völlig sinnbefreite Maßnahmen verschleudert, da sind die 2,2 Millionen und erst recht ein Bruchteil davon klug investiertes Geld. Vor allem dann, wenn man bedenkt, dass der Bereich des bald renaturierten Hüller Baches unmittelbar an die aufgeforstete Fläche anschließt und der Natur somit noch mehr zusammenhängender Platz zum freien Besiedeln bereitgehalten wird. Auch die bisher noch nicht erschlossene Halde auf der anderen Seite des Hüller Bachs, die allerdings auf Gelsenkirchener Stadtgebiet liegt und auf der wohl noch Altlasten des Weltkrieges schlummern, hat durchaus das Potential, irgendwann in Zukunft für die Öffentlichkeit erschlossen zu werden und somit die naturnahe Fläche weiter zu vergrößern. In dem Zusammenhang ist sicherlich auch eine Anbindung an die Erzbahntrasse denkbar, womit das „Grüneband“ durchs Ruhrgebiet weiter an Breite hinzugewinnen würde.


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4 Gedanken zu „Transformation der Landschaft – Wandlungsfähigkeit eines Sportplatzes

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